Was ist Demokratie in Montenegro? Wenn die Bürger zu den Urnen gehen, Milo Djukanović (47) siegt und die Opposition schimpft. So sah die montenegrinische politische Wirklichkeit in den vergangenen achtzehn Jahren aus, anders ist es auch nach den vorgezogenen Parlamentswahlen am Sonntag nicht geworden. Richtige Jubelstimmung wollte unter den Anhängern des "ewigen Premiers", der sich sein sechstes Mandat holte, diesmal aber nicht aufkommen.
Dem Wahlprozess fehlte nämlich jede Spannung. Die Koalition "Für ein europäisches Montenegro" versammelt um die "Demokratische Partei der Sozialisten" von Djukanović peilte eine absolute Mehrheit an und erreichte sie auch mit über 51 Prozent der Stimmen. Die Opposition, die in ihrer Wahlkampagne auf die Beschimpfung Djukanovićs baute, hatte keine Chance.
Mit 49 von 81 Parlamentssitzen sicherte sich Djukanović die Macht für die nächsten vier Jahre. Neuwahlen schrieb er ein Jahr vor dem regulären Wahltermin aus, bevor die Wirtschaftskrise in Montenegro richtig zuschlagen wird.
Montenegro hat im Alleingang den Euro als Währung eingeführt, ohne Teil der Eurozone geworden zu sein. Den Finanzbehörden fehlt somit eine ganze Reihe von Instrumenten, mit denen sie gegen die Krise steuern können. Die Prosperität hatte das Land in den ersten zwei Jahren der 2006 ausgerufenen Unabhängigkeit dem massiven Zufluss des russischen Kapitals zu verdanken, nach dessen Ursprung man nicht fragte. Diese Quelle ist jedoch versiegt, russische Oligarchen haben mit eigenen Milliardenverlusten zu kämpfen. Und die Sommersaison an der Adria sieht auch nicht rosig aus: Montenegro ist viel teurer als etwa die Türkei. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, Printausgabe, 31.3.2009)