Rom/Bogotá - Nach der Aufdeckung eines 25 Jahre andauernden Inzests im italienischen Turin wird der Vater, der seine Tochter seit ihrem neunten Lebensjahr oftmals vergewaltigt haben soll, von mehreren seiner Angehörigen in Schutz genommen. Die Ehefrau sowie einige seiner erwachsene Kinder erklärten in Zeitungsinterviews und zu einem Fernsehsender, der 63-Jährige sei unschuldig. Stattdessen belasteten sie einen weiteren Sohn des mutmaßlichen Täters: Er allein habe sich sexueller Übergriffe auf seine Schwester schuldig gemacht. 

Der 41-Jährige soll auch seine eigenen vier Töchter im Alter zwischen sechs und 20 Jahren wiederholt vergewaltigt haben, wie monatelange, verdeckt geführte polizeiliche Ermittlungen ergeben haben. Der Vater, ein aus Apulien stammender Autohändler, und sein Sohn haben sämtliche Vorwürfe via Anwälte zurückgewiesen.

Das inzwischen 34-jährige Hauptopfer lebt inzwischen wie berichtet in einer therapeutischen Wohngemeinschaft. Davor soll sie laut Polizei die elterliche Wohnung niemals allein verlassen haben dürfen. Nach dem Abschluss der Pflichtschule sei sie wie eine Gefangene gehalten worden: In ihrem Zimmer in einer Wohnung, die sich in einem kommunalen Sozialbau befindet, habe es zum Beispiel kein elektrisches Licht gegeben.
In verschiedenen italienischen Medien wurde der Fall mit den Taten Josef F.s in Amstetten verglichen, der seine Tochter 24 Jahre lang in einem Keller eingesperrt hatte und ihr sieben Kinder zeugte. Wie dort, wo Untermieter angaben, nichts bemerkt zu haben, wollen auch die Nachbarn der Familie in Turin keinerlei Anzeichen des jahrelangen Martyriums der jungen Frau erkannt haben.

Sechs Kinder vom Vater

Ein weiterer Fall jahrelangen Missbrauchs im Familienverbund wurde dieser Tage in Kolumbien bekannt. In Presseberichten erzählte eine junge Frau, dass sie von ihrem Vater mehr als 20 Jahre lang sexuell missbraucht worden ist. Der Mann habe mit ihr sechs Kinder gezeugt.

In Gesprächen mit ihrem Pfarrer habe sie Mut geschöpft, zusammen mit ihren Kindern aus dem Haus ihres Vaters zu flüchten. "Ich habe die Entscheidung gefällt, ihn anzuzeigen", sagte sie. Die Vergewaltigungen hätten angefangen, als sie fünf Jahre alt war und die Mutter starb. Der Vater wurde inzwischen festgenommen, die Kinder dem Opfer weggenommen und in staatliche Obhut gebracht. (red/Der STANDARD - Printausgabe, 31.3.2009)