Es hat etwas Beruhigendes: Die Welt ist im Umbruch, nur in Österreich bleibt alles, wie es ist. Die Republik hat sich unter Artenschutz gestellt. Es gibt nichts, was es nicht mehr gibt, je skurriler und scheinheiliger, desto schützenswerter.

Da tauchen Dokumente über das Vorleben eines verstorbenen roten Amtsträgers auf? Die Republik lässt nicht recherchieren: Sonst könnte wer glauben, es sei was Wahres dran, befindet der Kanzler. Artenschutz für Vergangenheitsbewältigung, wie sie Österreich am besten beherrscht. Der in Abmontage befindliche Staatsrundfunk-Chef lässt sich vor laufender Kamera von seinem vom Blatt lesenden, Vorvorvorgänger abkanzeln wie ein Schulbub - Artenschutz für Harmlose im falschen Job, Artenschutz für Machttiger ohne Job, die beide der Regierung das Bett am Berg bereiten.

Oder der schwarze Ex-Innenminister. Er färbte im Amt hemmungslos um, hielt Fremde fern, um dann in der Fremde Geschäfte zu machen, links und rechts zu beraten, und um "nie wieder" in die Politik zu gehen. Nun will er ins EU-Parlament gewählt werden. Im Rahmen des Artenschutzabkommens für wendige Vergessliche, wahrscheinlich. (Renate Graber/DER STANDARD Printausgabe, 30. März 2009)