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Um mit einem Buch weit oben auf der Bestsellerliste zu landen, muss mitunter getrickst werden.

Foto: AP/Rietschel

Literatur ist von Renditenerwartungen geprägt. Verlage sind keine aus Idealismus und Freude am Schöngeist unternommenen Betriebe, sondern von Verkaufszahlen dominierte Unternehmen wie andere auch. In Krisenzeiten gerät naturgemäß auch der Buchmarkt immer stärker unter Druck. In Otto Schwarz' am Montag ausgestrahltem art.genossen-Beitrag geht es allerdings nicht nur um aktuelle Einbußen und Überlebensstrategien. Er lässt vielmehr in Interviews Verleger, Journalisten und Autoren einen längerfristigen Paradigmenwechsel der Bücherbranche analysieren.

Die Tricks hinter den Bestsellern, so der Titel der Dokumentation, wurden immer härter, noch bevor im Herbst die Börsen krachten. "Manager verdrängen die Verleger", stellt die Bestsellerautorin Donna Leon fest. "Für diese Anzugträger zählt nur der Verkauf, die Menge - egal wovon." Verlage sind in der Tat von Bestsellern abhängig. Um diese zu produzieren, haben sich die Methoden verändert, sind sich Marktbeobachter einig.

Tricksen und abwerben

Verleger zocken, bluffen und tricksen. Sie werben einander, von sogenannten Literaturagenten angeleitet, große Autoren für hohe Summen ab (S. Fischer spannte Suhrkamp im Vorjahr beispielsweise den Autor Carlos Ruiz Zafón für drei Millionen Euro aus). Sie inszenieren ihre Autoren als Popstars - und landen manchmal einfach mit viel Glück einen unerwarteten Treffer - wie der österreichische Deuticke-Verlag mit Standard-Autor Daniel Glattauer.

Schwarz untersucht in seiner Dokumentation die Faktoren, die einen Autor dem Erfolg entgegenziehen: TV-Literatursendungen, die Weltstars quasi über Nacht erschaffen (konnten), umfassende Werbestrategien der Verlage, mittlerweile auch der richtige Auftritt im Internet und natürlich die richtige Position auf den Bestsellerlisten - dem Dow Jones der Literatur. (Isabella Hager/DER STANDARD; Printausgabe, 30.3.2009)