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Die Talfahrt der Industrie ist noch nicht zu Ende

Foto: Reuters

Wien - Kein Frühlingserwachen in Österreichs Industrie: Nach Einschätzung der Bank Austria (BA) stehen der Industrie noch sehr harte Zeiten bevor, ehe eine Bodenbildung eintreten wird. Nach einem Anstieg der Industrieproduktion im Jahr 2008 um 1,6 Prozent erwarten die BA-Ökonomen für 2009 eine drastische Einbuße im Sektor von über 6 Prozent. "Seit zwölf Monaten ist die heimische Industrie in einer Abschwungsphase und darüber hinaus hat sich die Fallgeschwindigkeit laufend erhöht", meint der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria (BA), Stefan Bruckbauer, heute Montag in einer Aussendung.

So ist der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) im März wieder gesunken und liegt mit 33,7 Punkten nur geringfügig über dem Allzeittief vom Jänner. Seit einem Jahr befindet sich der Indikator bereits unter der Neutralitätslinie von 50. Die jüngsten Werte des Bank Austria EinkaufsManagerIndex deuten an, dass sich das Tempo der Talfahrt zu konsolidieren beginnt. "Auch zu Frühlingsbeginn schrumpft die österreichische Industrie, lediglich die Stärke des Abwärtstrends pendelt sich nun auf ein stabiles Niveau ein", so Bruckbauer. "Von einer Konsolidierung oder gar einem Auffrischen der Industriekonjunktur sind jedenfalls keine Anzeichen zu erkennen."

Verschlechterung bei Teilindizes

Eine deutliche Verschlechterung zeigen auch Teilindizes. Die Auftragspolster der heimischen Unternehmen werden immer dünner und neue Aufträge kommen immer seltener herein. Insbesondere aus dem Ausland lässt die Nachfrage immer stärker nach. Es überrasche daher nicht, dass die Industrie im März die Produktionsleistung noch stärker zurückgefahren habe als im Vormonat. Der entsprechende Index fiel von 36 auf 35,4 Punkte.

"Im März erfolgte der Jobabbau in der Industrie mit neuem Rekordtempo. In 43 Prozent der befragten Unternehmen gingen Arbeitsstellen verloren, nur in 3 Prozent wurden Neueinstellungen vorgenommen", zitiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl aus der Befragung. Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten in der österreichischen Industrie liege derzeit bereits mehr als 3 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Steiermark, Salzburg und das Burgenland haben bisher die stärksten Beschäftigungsrückgänge unter den Bundesländern hinnehmen müssen. Im Gleichschritt hat sich auch die Arbeitslosigkeit im Sektor deutlich erhöht. Innerhalb eines Jahres stieg die Anzahl der Arbeitslosen aus Industrie und Gewerbe sogar um 35 Prozent, dabei überdurchschnittlich stark in Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg.

Im Zuge der zum Teil deutlichen Verbilligung von Vormaterialien, insbesondere von Stahl und Rohöl, waren die österreichischen Industriebetriebe im März mit dem stärksten Rückgang der Einkaufspreise seit mehr als zehn Jahren konfrontiert. Der verminderte Kostendruck von der Inputseite sei zwar willkommen, eine maßgebliche Verbesserung der Rahmenbedingungen ergebe sich dadurch angesichts der schwächelnden Auftragslage jedoch nicht. Aufgrund der angespannten Nachfragesituation seien die Erzeuger derzeit noch härterem Wettbewerb ausgesetzt und haben in der Folge auch die Verkaufspreise entsprechend stärker nach unten angepasst. Die Abgabepreise sind im März mit neuer Rekordrate gesunken.

Kräftiger Preisverfall

"Der kräftige Preisverfall bei einigen Vormaterialien bietet in der derzeitigen Situation den heimischen Industrieunternehmen keine Möglichkeit, ihre Ertragslage positiv zu beeinflussen. Im Gegenteil die rückläufige Nachfrage zwingt mitunter zu nicht mehr kostendeckenden Verkaufspreisen", meint Pudschedl. Ein Umschwung der Konjunkturabkühlung der österreichischen Industrie sei vorerst nicht in Sicht. Die schmalen Auftragsbücher und der dramatische Einbruch des Neugeschäfts dämpfen die Aussichten nachhaltig. Die Chancen auf eine Bodenbildung der heimischen Industrie verschieben sich angesichts des sich weiter verfinsternden Konjunkturhimmels über den europäischen Hauptmärkten, vor allem über Deutschland und Italien, in die zweite Jahreshälfte.

"Die nationalen Konjunkturmaßnahmen und die geldpolitische Lockerung durch die EZB unterstützen zwar, der Schlüssel für einen nachhaltigen Aufschwung der heimischen Industrie liegt jedoch in der Entwicklung der globalen Exportnachfrage. Erst wenn es Österreichs wichtigsten Handelspartnern gelingen sollte, die Rezession zu überwinden und die Nachfrage nach "Made in Austria" wieder in Schwung kommt, wird sich die heimische Industriekonjunktur aufzuhellen beginnen", meint Bruckbauer. Vor 2010 erwartet die Bank Austria kein Industriewachstum in Österreich.

Der Einkaufsmanager-Index wird ermittelt aus der Monatsumfrage unter Einkaufsleitern der Industrie, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird.(APA)