Wien - Rund 800 Menschen sind am Freitag in einem Schweigemarsch für verfolgte Christen durch die Wiener Innenstadt gezogen, zu dem die ökumenische Menschenrechtsorganisation "CSI Österreich" (Christian Solidarity International) aufgerufen hatte. Etwa tausend Menschen, darunter Vertreter mehrerer Konfessionen, nahmen an dem anschließenden ökumenischen Wortgottesdienst im Stephansdom teil. Ehrengast des Schweigemarsches, der unter anderem von Kardinal Christoph Schönborn begleitet wurde, war der irakische Erzbischof Louis Sako, wie die Organisation in einer Aussendung am Montag mitteilte.

Mit seiner Teilnahme am Schweigemarsch, aber auch in seinem anschließenden Vortrag im Curhaus wies Erzbischof Sako auf die prekäre Lage der Christen im Irak hin. Sechs Jahre nach Ausbruch des Krieges seien zwei Drittel der Christen aus dem Land geflohen bzw. durch islamische Extremisten vertrieben worden. "Unter dem Regime Saddam Husseins hatten wir Sicherheit, aber keine Freiheit. Heute ist es umgekehrt", beklagte Sako und verwies dabei auf mindestens 750 von Islamisten ermordete Christen. Der Erzbischof ermutigte die Gläubigen, im Land zu bleiben. Die Lage sei schlimm, aber nicht hoffnungslos. Sako bat um weitere Unterstützung durch Spenden und Petitionen. "Das beste Mittel jedoch, die Christen in unserem Land zu unterstützen, ist, sie zu besuchen."

Christliche Flüchtlinge

Schönborn, CSI, "Pro Oriente" und andere Organisationen hatten an die österreichische Bundesregierung appelliert, christliche Flüchtlinge aus dem Irak, die nicht in ihrem Land bleiben oder zurückkehren könnten, aufzunehmen.

Der Schweigemarsch war nach Angaben von CSI der Höhepunkt eines einwöchigen Besuches des chaldäisch-katholischen Erzbischofs von Kirkuk, welcher der Einladung der Organisationen "CSI Österreich", "Kirche in Not" und der Stiftung "Pro Oriente" gefolgt war.

Jedes Jahr in der Fastenzeit veranstaltet CSI Österreich nach eigenen Angaben einen Schweigemarsch für verfolgte Christen mit einem Ehrengast aus dem Schwerpunktland. Die Organisation setzt sich seit knapp dreißig Jahren für diskriminierte und verfolgte Christen weltweit ein. In mehr als 50 Ländern der Welt würden Christen aufgrund ihres Religionsbekenntnisses diskriminiert, viele von ihnen eingesperrt, gefoltert oder getötet. (APA)