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Bereits Mitte Februar hatte ein unbekannter Taeter vor der Eingangstuere des Wachzimmers auf dem Gehsteig eine Kabeltrommel abgestellt. Als am vergangenen Samstag ein Beamter in der Garage der Inspektion die Trommel ansteckte (im Bild die Steckdose), kam es zu einer Explosion.

Foto: APA/Neumayr

Salzburg - Auf die Polizeiinspektion St. Johann im Pongau ist ein mysteriöser Sprengstoffanschlag verübt worden. Bereits Mitte Februar hatte ein unbekannter Täter vor der Eingangstüre des Wachzimmers auf dem Gehsteig eine Kabeltrommel abgestellt. Als am vergangenen Samstag ein Beamter in der Garage der Inspektion die Trommel ansteckte, kam es zu einer Explosion, teilte das Landespolizeikommando mit. Der betroffene Beamte wurde an der Hand und an den Ohren schwer verletzt, er liegt im Krankenhaus. Die Polizei geht von einem kriminellen Akt "im lokalen Bereich" aus, ein politisches Motiv wird nicht angenommen.

Nun wird überlegt, wie die Sicherheitsvorkehrungen für die Beamten verbessert werden können. Bei dem Sprengstoff könnte es sich um Gelatine-Donarit gehandelt haben, der für Felssprengungen verwendet wird. Diesen können nur Berechtigte mit einer behördlichen Genehmigung kaufen, erklärte ein Sprengstoffsachverständiger am Dienstag. In ein paar Tagen werde das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchungen vorliegen. Das Bundeskriminalamt in Wien ist für die Sprengstoffanalysen zuständig.

Nach Angaben von Andreas Dürager, Sprengstoff-Sachkundiger im Landespolizeikommando Salzburg, ist Gelatine-Donarit ein gewerblicher Sprengstoff, der u.a. für Tunnel- oder Steinbruchsprengungen verwendet wird. Erhältlich ist der Sprengstoff in einem gewerblichen Vertrieb. Allerdings nur mit einer Berechtigung und einem Bezugsschein von der zuständigen Bezirkshauptmannschaft, in deren Gebiet gesprengt wird. "Der Sprengmeister muss den Behörden den Ort und das Datum der Sprengung bekanntgeben."

Zu den Tätern gibt es nach wie vor noch keine konkrete Spur, "es sind bisher sehr wenig Hinweise aus der Bevölkerung eingelangt", hieß es seitens des Landespolizeikommandos. Ein Bekennerschreiben ist nicht eingelangt.

 

Rätselraten um Motiv

Rätselraten herrscht auch darüber, ob es sich möglicherweise um einen Racheakt gegen die Polizeiinspektion St. Johann gehandelt hat. Die Kabeltrommel war sechs Wochen lang im Vorhaus des Erdgeschoßes gestanden, wo sich auch eine Wohnung befindet. Die Dienststelle ist aber nicht im Erdgeschoß, sondern im ersten Stock des Hauses untergebracht. Obwohl für die Ermittler ein Anschlag auf die Polizei nahe liegend sei, könne ein Anschlag auf die Bewohner nicht dezidiert ausgeschlossen werden, sagte Temel.

Bei der Kabeltrommel handelt es sich um ein herkömmliches Produkt aus Breflex-Spezialkunststoff mit vier Steckdosen und Überhitzungsschutz. Das Tragegestell ist verzinkt. Nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen hat ein Polizist die Kabeltrommel, die vor der Eingangstüre des Hauses abgestellt war, in der Nacht auf 12. Februar im Vorhaus deponiert. Er hatte angenommen, dass Arbeiter, die an der Renovierung der Polizeiinspektion beschäftigt waren, die Trommel vergessen haben. Die Trommel ist sechs Wochen lang niemandem aufgefallen, keiner hat sie offenbar vermisst.

Vergangenen Samstag wollte das spätere Opfer gegen 14.00 Uhr ein in der Garage abgestelltes Dienstfahrzeug mit einem Staubsauger reinigen. Weil er die diensteigene Kabeltrommel nicht finden konnte, nahm er die Kabeltrommel aus dem Vorhaus und steckte sie in der Garage an. Durch die Stromzufuhr entzündete sich die eingebaute Sprengvorrichtung und verletzte den Beamten. Ein zweiter Polizist, der sich in unmittelbarer Nähe aufhielt, blieb unverletzt.

Das Bundeskriminalamt wurde eingeschaltet. In Salzburg wurde zudem eine eigene Ermittlungsgruppe zur Klärung der Hintergründe eingerichtet. Die Polizei ersucht die Bevölkerung um zweckdienliche Hinweise an das Landespolizeikommando, Telefonnummer 059133/503333, oder an jede Polizeidienststelle. (APA)