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"Wir trainieren verschiedene Systeme, der Teamchef legt Wert auf Flexibilität", plauderte Sebastian Prödl aus dem Nähkästchen. Häschenhüpfen klappt schon hervorragend.

Foto: APA/Jäger

Velden - Es hat geschneit in Velden. Der örtliche Sportplatz war eindeutig unbespielbar. Das ist eine blöde Geschichte. Nur gut, dass das österreichische Fußballteam zwar nicht die WM-Qualifikationsgruppe Nummero sieben, aber doch das Improvisieren beherrscht. Seit Jahren. Die Trainingseinheit am Montag wurde spontan nach St. Veit an der Glan verlegt, Kärnten bietet beachtliche Alternativen.

Das Match am Mittwoch gegen Rumänien findet wie vorgesehen ab 20.30 Uhr in Klagenfurt statt. Der Rasen im EM-Stadion ist in einem furchtbaren Zustand (keine Heizung!), er schaut wie ein Fleckerlteppich aus. Mit ein wenig Fantasie oder sehr viel Farbenblindheit kann behauptet werden, dass der Untergrund grün ist. Teamchef Dietmar Constantini wird, sollte es schieflaufen, den makabren Platz nicht als Ausrede verwenden. Das hat er versprochen, das wäre ihm zu billig.

Seit mehr als einer Woche ist die Eliteauswahl nun beisammen. Würde Harmonie schmerzen, es wäre ganz schön laut im Schlosshotel Velden. ÖFB-Präsident Leo Windtner war anlässlich seines Kurzbesuches "über die Stimmung und den Einsatz" begeistert. In den mindestens so legendären wie unsäglichen Wörtherseefilmen mit dem leider viel zu früh verstorbenen Roy Black ist es im Vergleich dazu weit brutaler zugegangen.

Drei Tage Vollgas

"Keine Spur von Lagerkoller" , sagt Sebastian Prödl und er lobt die Arbeit des Betreuerstabs. Der Abwehrspieler von Bremen muss natürlich nicht schleimen, er ist in der Innenverteidigung neben Kapitän Emanuel Pogatetz gesetzt. "Der Plan wurde gut abgestimmt, in den ersten drei Tagen gab es Vollgas. Die Jungen haben sich gut eingelebt, der Konkurrenzkampf ist enorm. Wir trainieren verschiedene Systeme, der Teamchef legt Wert auf Flexibilität." Constantini, so Prödl, spreche die "richtigen Dinge" an. "Wir müssen so auftreten, wie uns Österreich sehen will. Kämpfen bis zum Umfallen, mit breiter Brust aufs Feld laufen. In Wahrheit gilt es, Selbstverständlichkeiten zu forcieren." 

Prödl ist erst 21 Jahre alt, an Länderspielen ist er erfahren, 19 Einsätze (zwei Tore) machen ihn zum Routinier. "Ich bin bereit, eine Führungsrolle zu übernehmen." Für die Rumänen ist Südafrika nach dem 2:3 gegen Serbien so weit weg wie für Österreich, auch sie holten aus vier Partien nur vier Punkte. "Aber sie sind besser, als es ausschaut" , sagt Prödl. "Das gilt auch für uns. Es ist für beide das Match der allerletzten Chance." 

Fußballspiele werden traditionell durch Tore entschieden. Die fallen in den Zuständigkeitsbereich der Stürmer, wobei es auch Innenverteidigern niemals untersagt ist zu treffen. In Velden verblüfft Erwin "Jimmy" Hoffer. Der 21-jährige Rapidler ist in internen Trainingsspielchen kaum zu bändigen. Flanke, Schuss, Tor. Steilpass, Sprint, auch Tor.
In offiziellen Meisterschaftsspielen ist er übrigens auch ziemlich humorlos, er hat in der Liga 19-mal getroffen. Hoffer orientiert sich in aller Bescheidenheit an Wayne Rooney. "Der geht durch die Wand." Der Jimmy ist dem neuen Teamchef neutral gegenübergestanden, nun hat er ein Urteil gefällt. "Positiv. Er schaut auf einen, hilft, spricht. Mit Vorgänger Karel Brückner habe ich nur einmal geredet. Und dann war ich rechts im Mittelfeld aufgestellt." 

Der Teamchef entscheidet

Hoffer hätte nichts dagegen, gegen Rumänien mit seinem Klubkollegen Stefan Maierhofer (21 Goals für Rapid) zu stürmen. "Der Lange und ich verstehen einander blind." Wichtiger, kaum zu erwartender Nachsatz: "Aber das entscheidet der Teamchef." Hoffer und Maierhofer, dies zur Beunruhigung, sind im Nationalteam allerdings noch torlos. Der Kleine hatte bisher neun Einsätze, der Lange erst drei. "Das gehört geändert." Und der Schnee in Velden ist auch wieder geschmolzen. (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 31.3. 2009)