Stuttgart/Frankfurt/Wien - Bei den ohnehin nicht gerade armen Familien Porsche und Piëch dürfte derzeit Hochstimmung herrschen: Hat doch ein Teil ihrers Firmenimperiums, die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG in Stuttgart, im Vorjahr doppelt so viel Gewinn wie Umsatz erwirtschaftet. Das Ergebnis vor Steuern vervierfachte sich im Halbjahr -in Porsches Fall von August bis Jänner - auf 7,34 Mrd. Euro. Mit dem eigentlichen Geschäft von Porsche, der Herstellung von Sportwagen und gut motorisierten Geländewagen, hat diese kleine Sensation freilich wenig zu tun: Denn nur die Finanzdeals mit Volkswagen-Aktien, mit deren Hilfe Porsche die Beteiligung am größten europäischen Autohersteller auf mehr als 75 Prozent ausbauen will (derzeit sind es rund 51 Prozent), brachten 6,84 Milliarden Euro ein.

Das Kerngeschäft der Zuffenhausener entwickelte sich angesichts der Wirtschaftskrise eher mau: Der Verkauf von Sport- und Geländewagen brach um 27 Prozent auf 34.266 Fahrzeuge ein. Vor allem die unter dem Modell 911 positionierten Mittelmotor-Sportwagen Boxster und Cayman verkauften sich vor dem Modellwechsel im Februar schlecht. Die Diesel-Version des Geländewagens Cayenne, ebenfalls seit Februar im Handel, hingegen "läuft gut", sagte ein Sprecher. Das wirke sich auf die Kurzarbeitspläne aus: Statt wie geplant an 19 Tagen sollten die Bänder deshalb bis zur Sommerpause nur an 13 Tagen stillstehen.

Ohne die Optionsgeschäfte und den Gewinnanteil von Volkswagen wäre der Gewinn bei gut 300 Millionen Euro gelegen. Ein Jahr zuvor war es eine halbe Milliarde.

Zweischneidig

Vorerst sind die Gewinne aus den Optionsgeschäften nur auf dem Papier vorhanden, für weitere Dramatik in der Porsche-Bilanz ist gesorgt: Der Wert der "cash-gesettelten" Optionen (Barausgleich zwischen Wertpapierkurs und dem im Optionsschein festgelegten Ausübungspreis) würden mit der Volkswagen-Aktie fallen. Ein steigender Kurs würde hingegen den Kauf von Aktien verhindern, weil Porsche dann später hohe Abschreibungen auf die Anteile fürchten müsste.

Mit dem Bekenntnis, sich mehr als 70 Prozent an VW zu einem festen Kurs gesichert zu haben, hatte Porsche Ende Oktober 2008 Kurskapriolen ausgelöst, wie sie der deutsche Aktienmarkt zuvor noch nie gesehen hatte. Spekulanten, die wegen der Krise auf fallende Kurse gesetzt hatten, mussten sich um jeden Preis mit VW eindecken - und das bei einem massiv verknappten Angebot.

Kurzzeitig wurde der Kurs der VW-Aktie auf mehr als 1000 Euro katapultiert. Derzeit sind es wieder 234 Euro. Die deutsche Finanzaufsicht sprach Porsche aber vom Vorwurf der Marktmanipulation frei.
Um die Übernahme von VW zu finanzieren, hat Porsche vor kurzem einen Kredit über zehn Mrd. Euro erneuert. Ende Jänner lag die Nettoverschuldung bei neun Mrd. Euro, binnen eines halben Jahres kamen rund sechs Mrd. dazu, die in VW-Aktien investiert wurden. Analysten äußerten sich besorgt.

Verlierer im Deal

Gröber mit VW-Aktien verspekuliert hatten sich im Herbst mehrere internationale Fonds, aber auch der Gründer des Pharmaunternehmens Ratiopharm, Adolph Merckle. Er hat sich im Jänner 2009 das Leben genommen. Medien berichteten über Verluste in Höhe von einer Milliarde Euro. Die Merckle-Gruppe bekam zuletzt von ihren Gläubigerbanken eine zusätzliche Frist, um Ratiopharm zu verkaufen. (szem, Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2009)