Wien - Das einzige noch von Uni-Angehörigen bestimmte Organ, der Senat, wird in den nächsten Monaten an allen Hochschulen neu gewählt: Den Auftakt macht die Universität Wien, wo am 2. April der neuen Senat gekürt wird. Im Juni folgen etwa die Universität für Bodenkultur, die Wirtschafts- und die Veterinärmedizinische Uni in Wien sowie die Uni Graz und Klagenfurt, in der zweiten Jahreshälfte sind es u.a. die Medizinischen und Technischen Unis in Wien und Graz. Vorerst bleibt für das neben Uni-Rat und Rektorat dritte Uni-Leitungsgremium alles beim Alten, die geplante Novelle des Universitätsgesetzes (UG) 2002 könnte aber gravierende Änderungen bringen.

Dreijährige Funktionsperiode

Die Uni Wien war die erste Alma Mater, an der sich auf Grundlage des UG 2002 ein neuer Senat konstituierte: im Sommer 2003. Seither steht nun zum dritten Mal die Wahl des Organs mit dreijähriger Funktionsperiode an, welches wesentliche Entscheidungskompetenzen für Studien- und Prüfungsangelegenheiten und entscheidenden Einfluss auf die Rektorenwahl hat. Im Gegensatz zum Rektorat und Uni-Rat wird der Senat als einziges der drei Leitungsgremien der Hochschulen gewählt.

Bei den Senatswahlen küren die Universitätsprofessoren, die Universitätsdozenten bzw. wissenschaftlichen Mitarbeiter sowie das allgemeine Universitätspersonal ihre Vertreter im Senat. Die Vertreter der Studierenden werden von der Universitätsvertretung entsandt, wobei sich ihre Funktionsperiode nicht mit jener der übrigen Senatsmitglieder deckt (alle zwei Jahre). Die Professoren stellen im Senat die Mehrheit.

Dreiervorschlag

Der in der vergangenen Legislaturperiode von Wissenschaftsminister Johannes Hahn vorgelegte Entwurf für eine UG-Novelle hat gravierende Änderungen für den Senat vorgesehen. So soll das Gremium nicht mehr zwischen zwölf und 24, sondern 18 oder 24 Mitglieder haben. Der Senat sollte auch nicht mehr länger alleine den Dreiervorschlag für einen neuen Rektor erstellen, sondern auch der Universitätsrat sollte ein Vorschlagsrecht erhalten (Stichwort: Findungskommission mit Uni-Rats-Chef und je einem von Senat und Uni-Rat entsendeten Vertreter). Zudem war eine 40-Prozent-Frauenquote auf dem Wahlvorschlag jeder wahlwerbenden Gruppe vorgesehen.

Der Entwurf durchlief bereits das Begutachtungsverfahren, doch die Neuwahl kam einer Beschlussfassung zuvor. Ein neuer Entwurf ist derzeit in Arbeit und soll nach Wünschen Hahns noch vor dem Sommer vom Parlament beschlossen werden - allerdings ohne neuerliche Begutachtung.

Die Senatsvorsitzenden hatten den ursprünglichen Entwurf massiv kritisiert. Sie befürchteten eine weitere Entmachtung des Gremiums, beispielsweise bei der Rektorenwahl. Die Senats-Chefs sprachen von einer "Marginalisierung des Senats" und einer "drastisch reduzierten" Mitwirkung der Uni-Angehörigen an der Universitätsleitung.

40-Prozent Frauenquote schwierig

Werden dem Senat künftig weitere Kompetenzen entzogen, wird der Job "uninteressant", befürchtet Gerhard Clemenz, Senats-Chef der Uni Wien und Sprecher der Senatsvorsitzenden an den österreichischen Universitäten, im Gespräch mit der APA. Er befürchtet, dass man die Senate dann nicht mehr besetzen wird können. Für nicht durchführbar hält er auch die 40-Prozent-Frauenquote "bei zu wählenden Gremien". Vor allem für die "Kollegen an den Technischen Universitäten" sei es aufgrund der Unterrepräsentation der Frauen "problematisch", diese zu erfüllen.

Ein Blick auf die derzeitige Zusammensetzung der Senate zeigt, dass der Frauenanteil insgesamt an den Universitäten Wien, Graz, Linz, Innsbruck und Klagenfurt zwischen 12 und 34 Prozent liegt, an den Technischen Unis (TU) Wien und Graz bei 12,5 bzw. 16,7 Prozent. Die Wirtschaftsuniversität Wien erreicht einen Frauenanteil von 37,5 Prozent, unter den Professorenvertretern gibt es drei Frauen (23 Prozent) und zehn Männer.

Bei den Professorenvertretern im Senat erreicht die Uni Wien einen 40-Prozent-Frauenanteil (vier von zehn Professoren sind weiblich). An den TU Wien und Graz wie auch an der Uni Klagenfurt befindet sich keine Professorin unter den Senatsmitgliedern.

Bei den Senatsvorsitzenden der 21 Unis stehen vier Frauen 17 Männern gegenüber, die Frauenquote liegt damit bei 19 Prozent. Die Stellvertreter mit einbezogen, verbessert sich das Verhältnis leicht: Von 50 Personen sind 13 weiblich (26 Prozent). (APA)