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Die Buchstütze "Nörgeli", Marcel Reich-Ranicki nachempfunden, von Gerd Bauer und Rudi Sopper.

Foto: APA/JENS ZIEHE /JUEDISCHES MUSEUM

Wien - Zahlreich, dumm und nicht auszumerzen sind die anti-jüdischen Ressentiments: die Nase, der Jesusmord, der reiche Jude. Mit der neuen Ausstellung "typisch! Klischees von Juden und Anderen" will das Jüdische Museum in Wien nun "für Stereotype sensibilisieren" und "auf Vorurteile aufmerksam machen".

Die "große Jahresausstellung", die genau vor einem Jahr bereits in Berlin und anschließend in Chicago zu sehen war, bietet dabei von Mittwoch bis 11. Oktober viel Raum für Diskussionen. Und sie beschränkt sich nicht nur auf antisemitische Vorurteile.

"Antisemitismus ist keine singuläre Erscheinung", konstatierte Chefkuratorin Felicitas Heimann-Jelinek, "sondern geht mit Rassismus, Anti-Islamismus und anderen Chauvinismen Hand in Hand." Darum habe man diese Klischees in der Ausstellung kombiniert, um ähnliche Denk- und Sehmuster zu veranschaulichen. In der Konzeption der gelungenen Schau habe man auch für sich selbst einen stereotypen Zugang gesucht, so Heimann-Jelinek: "Schließlich helfen Stereotype ja auch, die Welt zu ordnen und sich selbst einzuordnen." Entscheidend sei aber dann jener Punkt, an dem eine Überhöhung des Eigenen stattfinde und das Klischee ins Brutale kippe.

17 Triptychen

"Sanften Rassismus sind wir ja gewöhnt, den sehen wir jeden Abend im Fernsehen", erläuterte Ausstellungs-Mitarbeiter Hannes Sulzenbacher. Darum habe man als Einstieg in die Schau einen Raum gewählt, in dem man mit Werbe-Sujets und Schlagern prägnant an das Thema herangeführt werde. Anschließend ist die Ausstellung in 17 Triptychen eingeteilt, die jeweils aus der Abbildung eines popkulturellen Phänomens (etwa die Marcel Reich-Ranicki nachempfundene Figur "Nörgeli"), dessen geschichtlichen Ursprung und einer künstlerischen Auseinandersetzung damit bestehen. Am Ende der recht dicht gedrängten und mit weißen Vorhängen abgeteilten Klischee-Kombinationen findet sich eine Installation der Künstlerin Lisl Ponger.

Die großen Unterschiede zu Berlin und Chicago seien die geringere Fläche und die Tatsache, dass in Wien auch der Gestalter der Ausstellung zu Wort komme, meinte Martin Kohlbauer. Er habe nach "kräftigen Elementen" wie den in den Räumen sehr präsenten und einen Hinweis auf Veränderbarkeit gebenden Bildhauerblöcken gesucht. Die Beschriftung sei "ausnahmsweise sehr groß", so der Ausstellungsbauer, "dafür befindet sie sich am Boden". Dies ermögliche - zwischen vielen Filmbeispielen, Musikvideos, Bildern und Figuren - jedoch eine "sehr eigene Lesart" - und vor allem auch eine gute Begehbarkeit der Schau.

Erfolgreich

Laut JMW-Direktor Karl Albrecht-Weinberger feierte "typisch!" in Berlin und Chicago große Besuchererfolge, die Schau in Wien wurde nun in enger Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin verwirklicht. Dort habe sich die Ausstellung nicht zuletzt bei Schulklassen großer Beliebtheit erfreut. Ähnliches erhofft man sich nun auch für den Standort Wien. Ein umfangreicher und schön gestalteter Katalog zur Schau ist im Nicolai Verlag erschienen und zum Preis von 24,90 Euro erhältlich. (APA/red)