Kremsmünster/Stuttgart - Jene Wattestäbchen, die wegen ihrer Verunreinigung mit DNA-Spuren die deutsche und die österreichische Polizei in Atem gehalten haben, könnten für eine Firma aus Oberösterreich ein gerichtliches Nachspiel haben. Das Land Baden-Württemberg ist über die Panne so erbost, dass es eine Millionenklage gegen die Firma Greiner Bio One prüft. Diese hat ihren Stammsitz in Kremsmünster und beschäftigt europaweit rund 1200 Mitarbeiter.

Jahrelang verfolgte die Polizei in Baden-Württemberg wie auch in Tirol und Oberösterreich die Spur einer "Phantom-Mörderin" . Vergangene Woche stellte sich heraus, dass es das ominöse Phantom gar nicht gibt. Vielmehr waren die Wattestäbchen der Firma Greiner Bio One mit der DNA einer Greiner-Mitarbeiterin verschmutzt. Allein die in Baden-Württemberg gebildete Sonderkommission häufte rund 16.000 Überstunden an, um 3700 Hinweise zu prüfen.

Falsches Zertifikat

Für Empörung sorgt, dass die Firma Greiner Bio One den Stäbchen ein Zertifikat beilegte, das auch das Bundeskriminalamt (BKA) in Wien beruhigte. "Wir garantieren (...) DNA-Freiheit" , hieß es darin. Somit schienen die Wattestäbchen für das Ziehen von DNA-Proben bei der polizeilichen Ermittlungsarbeit geeignet. Mittlerweile musste Greiner Bio One jedoch zurückrudern und zugeben: "Die Zertifikate lagen irrtümlich bis 2004 einigen Lieferungen bei."

Die österreichische Polizei ermittelt nicht gegen das Unternehmen, aber man wundert sich über das Greiner-Argument, wonach die Polizei ja eigentlich nie danach gefragt habe, ob die Stäbchen auch DNA-frei seien. So meint BKA-Sprecher Gerald Tatzgern zum STANDARD: "Wenn man ein Auto kauft, kann man ja auch davon ausgehen, dass es fährt." (bau, DER STANDARD - Printausgabe, 1. April 2009)