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In der Kabelrolle, die in St. Johann explodierte, war vermutlich Gelatine-Donarit versteckt. Der Anschlag könnte möglicherweise gar nicht der Polizeiinspektion gegolten haben.

Foto: APA/FRANZ NEUMAYR

Salzburg - "Formal wird nichts bestätigt." Karin Temel, die Sprecherin des Landespolizeikom-mandos Salzburg, gibt sich im Standard-Gespräch zu den Hintergründen des Sprengstoffanschlages auf die Polizeiinspektion St. Johann im Pongau zurückhaltend. Einige - inzwischen aus Polizeikreisen durchgesickerte - Details über das mysteriöse Attentat von vergangenem Samstag werden aber ausdrücklich nicht dementiert.

So dürfte es sich bei dem in einer Verlängerungskabeltrommel versteckten Sprengstoff um Gelatine-Donarit handeln. Donarit wird in großem Maßstab zu gewerblichen Sprengzwecken beim Straßenbau verwendet und ist von Bezugsscheinberechtigten vergleichsweise einfach zu beziehen.

Dass die mit einem elektrischen Zünder ausgestattete Sprengfalle Industriesprengstoff zum Inhalt hatte, stützt die These, dass es sich um einen lokalen, kriminellen Akt gehandelt habe. Einen staatspolizeilichen, politischen Hintergrund des Attentats, bei dem am Samstag ein 50-jähriger Beamter schwer verletzt wurde, wird ausgeschlossen.

Auch ein zweites Detail wird ausdrücklich nicht dementiert. Selbst wenn Polizeisprecherin Temel nichts offiziell bestätigen kann, bis die endgültigen Untersuchungsergebnisse vorliegen: Der verletzte Polizist dürfte bei dem Anschlag nur knapp dem Tod entronnen sein. Er hat die Explosion ausgelöst, als er das auf der Trommel aufgerollte Kabel an das Stromnetz ansteckte, um das Dienstauto mit einem Staubsauger zu reinigen.

Sein Leben verdankt der Mann der Tatsache, dass nur ein Teil der Sprengfalle explodiert ist. Den Gesundheitszustand des Beamten, der an der Hand verletzt ist und einen Hörsturz erlitten hat, beschreibt die Sprecherin der Exekutive mit "den Umständen entsprechend gut" . Er befinde sich freilich noch in Spitalsbehandlung.

Mysteriös bleibt weiterhin das Motiv des Attentats. Die Kabeltrommel eines gebräuchlichen Typs mit vier Schutzkontaktsteckdosen wurde ja bereits in der Nacht von 11. auf den 12. Februar dieses Jahres vor der Eingangstür der Polizeiinspektion gefunden. Die Polizisten stellten die für von Arbeitern vergessen gehaltene Trommel im Vorhaus ab. Die Explosion ereignete sich erst rund sechs Wochen nachdem der Sprengsatz deponiert worden war.

Dieser zeitliche Ablauf nährt Gerüchte, dass die Polizei möglicherweise gar nicht Ziel der Aktion gewesen sei. Immerhin wäre die Wahrscheinlichkeit gegeben gewesen, dass Bauarbeiter oder andere Personen das vermeintlich harmlose Kabel leihweise verwenden. Polizeisprecherin Temel bestätigt jedenfalls, dass auch in diese Richtung ermittelt werde und die Bombe möglicherweise jemand ganz anderem gegolten habe.

Lokalmedien wiederum spekulieren hingegen, dass es sich um einen gezielten Racheakt an der St. Johanner Exekutive gehandelt haben könne. Laut ORF-Salzburg könnte sogar ein ehemaliger Polizist hinter der Attacke stecken. (Thomas Neuhold, DER STANDARD - Printausgabe, 1. April 2009)