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Ende der Eiszeit, Beginn der Schleckersaison zwischen Moskau und Washington? Auch in Russland ist US-Präsident Barack Obama ein Medienstar. Eine Eisfabrik aus Jekaterinburg wirbt sogar mit Obama für sein Schoko-Vanille-Eis "Duett" . Wegen des Slogans "Innen dunkel, außen weiß"  sorgte die Werbekampagne für einen Skandal.

Foto: Reuters/Solomatin

Politologen sind jedoch skeptisch, dass das gelingt.

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Noch bevor es überhaupt stattgefunden hat, wird das Zusammentreffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama und seinem russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew in russischen Medien bereits als historisch bezeichnet. Das erste Treffen zwischen den neuen Amtsinhabern, das heute im Vorfeld des G-20-Gipfels stattfinden wird, soll einen Neustart in den zuletzt angespannten Beziehungen markieren.
Das Verhältnis Russlands zu den USA hatte sich während der Amtszeit von Obamas Vorgänger, George W. Bush, merklich abgekühlt. Der geplante Raketenschutzschild in Polen und Tschechien und die von den USA forcierte Nato-Mitgliedschaft der ehemaligen Sowjetrepubliken Georgien und Ukraine stießen auf große Ablehnung Russlands. Im Gegenzug verärgerte Russland die USA mit seinen Verbindungen zum Iran und dem Einmarsch in Georgien vergangenen August.

Es wird erwartet, dass all diese Streitpunkte beim Treffen der beiden Präsidenten angesprochen und erste Positionen abgesteckt werden. Politologen erwarten jedoch schon alleine wegen des Zeitdrucks keine nennenswerten Ergebnisse. "Das Treffen ist vor allem eine gute Gelegenheit, gute Absichten zu äußeren und schöne Fotos zu machen" , sagte US-Politologen Don Jensen vom Center for Transatlantic Relations im Rahmen einer Diskussion bei der Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Sergej Prichodko, der Sprecher des russischen Präsidenten, kündigte vor dem Treffen zwei Erklärungen an. Eine betrifft das russisch-amerikanische Verhältnis im Allgemeinen, die andere den heuer ablaufenden Start-Vertrag über die Reduzierung strategischer Offensivwaffen.

Russland hat die Erneuerung des Start-Vertrages zu einer der Prioritäten in seinen Beziehungen zur neuen US-Administration gemacht, da der Kreml den 2002 geschlossenen Zusatzvertrag Start-2 als nachteilig für Russland empfindet. Ziel sei es, die Verhandlungen bis Jahresende abzuschließen.

Langwierige Verhandlungen

Russische und amerikanische Politologen rechnen jedoch mit langwierigen Verhandlungen. Laut dem Moskauer Militärexperten Alexander Golz, sei es für Moskau wichtig, die Verhandlungen so lange hinauszuzögern wie möglich. "Start ist der einzige Bereich, in dem Russland und die USA gleichgestellt sind" , sagte Golz. Es sei zu befürchten, dass Russland in dem Moment, in dem es das neue Abkommen unterschreibt, auf die 25. Stelle der amerikanischen Prioritätenliste zurückfällt.

Auch der amerikanische Politologe Don Jensen vom Center for Transatlantic Relations glaubt nicht daran, dass die derzeit abgegebenen, gegenseitigen Absichtserklärungen für weniger Konfrontation und mehr Kooperation lange anhalten werden. "Die Flitterwochen werden nicht lange dauern" , sagte Jensen. Beide Länder hätten in Folge der Finanzkrise mit internen Problemen zu kämpfen.

Die Finanzkrise stand auch im Mittelpunkt der Gespräche, die Medwedew Dienstag mit Kanzlerin Angela Merkel in Berlin geführt hatte. (Verena Diethelm aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2009)