Microsoft präsentierte am Dienstag die Features von Windows 7...

Foto: Zsolt Wilhelm

...und blickte auf die Vorgänger zurück.

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Vistablog-Betreiber Georg Binder und Microsoft Österreich-Mitarbeiter Christian Decker haben zum Abschluss der Microsoft Big Days-Messe in Wien am Dienstag einen Ausblick auf Windows 7 gegeben. 

Das Scheitern von Vista und was man daraus gelernt hat

Die technologische Basis für das kommende Betriebssystem liefert der Vorgänger Windows Vista. Laut den Vortragenden soll Windows 7 jene Eigenschaften integrieren, welche das viel gescholtene System bereits auszeichnet, nur "alles besser machen". Konkret wurden die Punkte Kompatibilität und Performance genannt.

In diesen Bereichen sei das Scheitern Vistas zu begründen. Vom Start weg beklagten Nutzer den Mangel an Treibern für bestehende Hardware und die magere Unterstützung älterer Software. Gedeckelt durch hohe Systemanforderungen hätte Microsoft dies bei der Medien- und User-Rezeption "das Genick gebrochen". "Wir hatten einfach andere Prioritäten", so Binder. Man habe den Fokus auf Sicherheit und neue Funktionen gerichtet.

Alles Neu macht der Siebener

Nicht nur optisch soll die Runderneuerung erfolgen. Wie berichtet, weist bereits die Testversion von Windows 7 eine optimierte Benutzeroberfläche auf und spart merklich an Ressourcen, was auch den Betrieb auf schwächeren Netbooks ermöglicht.

Zur Abwärtskompatibilität hieß es, der Regel nach sollten alle Vista-tauglichen Programme nach der Migration weiterhin verwendbar sein. Um die Kompatibilität älterer Software sicherzustellen, liefert Microsoft an Entwickler Testwerkzeuge aus.

Eine Applikation zur Diagnose soll Programmierer überdies hinaus die Performance ihrer Software analysieren lassen. Damit könne erstmals auch die Energieeffizienz überprüft werden. Allgemein sollen Systeme dank Windows 7 gerade im Hinblick auf Laptops sparsamer laufen.

Microsoft strich während des Vortrags die neue vereinte Suchfunktion heraus, mit der künftig sowohl das Internet als auch die lokalen Speicher durchforstet werden.

Verschlüsselung und Zugangsrechte

Die oftmals kritisierte User Account Control (UAC) zur Steuerung der Benutzerrechte bei der Anwendung von Programmen und Änderung von Systemeinstellungen wurde feingetrimmt. Damit sie nicht mehr als nervend wahrgenommen wird, soll sie in Zukunft dezenter in Erscheinung treten. Die Sicherheitslevels lassen sich stufenweise adjustieren.

Weitere Neuerungen, die man im Zuge der Keynote demonstrierte, sind AppLocker, Direct Access und der überarbeitete BitLocker.

Über AppLocker kann man regeln, welche Programme von wem ausgeführt werden dürfen. Als Beispiel wurden auf einem Demo-Rechner nur Applikationen vom Herausgeber "Microsoft" zugelassen.

Die Festplattenverschlüsselung BitLocker erlaubt mit Windows 7 auch die Sicherung von tragbaren Medien, wie einem USB-Stick. Steckt man einen verschlüsselten Stick an einen Rechner, kann man nur nach Eingabe eines korrekten Passworts den Inhalt sichten. Dies klappt auch mit älteren Betriebssystemen.

Für Businesskunden von Interesse sei Direct Access. Im Zusammenspiel mit Windows Server 2008 R2 ermöglich es den sicheren Zugang zu Unternehmensapplikationen, ohne eine VPN-Verbindung (Virtual Private Network) aufbauen zu müssen.

Schnittstellen für Entwickler

Nicht nur für Anwender sondern auch aus Sicht der Entwickler seien laut Microsofts Developer-Evangelist Andreas Pollack Windows 7-Features wie die Superbar, die Ribbon Control und Multitouch von Bedeutung. Softwareschreiber können gezielt auf derartige Zusatzfunktionen setzen. Die Superbar erlaubt eine Vorschau auf Applikationen in der Taskleiste. Die von Office 2007 bekannte Ribbon-Leiste ermöglicht ein Kontext-basiertes Menü für Programme.

Die Multitouch-Fähigkeiten wurden vor Kurzem erst unter Beweis gestellt. Allerdings benötigen Entwickler für die Einbindung der intuitiven Gestensteuerung passende Endgeräte.  

Auslieferung

Bei den Auslieferungsplänen gibt sich Microsoft zuversichtlich. Demnach würden jetzt schon "zahlreiche" Nutzer Windows 7 Beta produktiv einsetzen. Für den Umstieg von betagten Systemen auf die finale Version empfiehlt der Softwarekonzern dennoch ein eigenes Microsoft Deployement-Toolkit und -Service, das komplette System-Images überträgt und passende Treiber ausfindig macht.

Vista-Versionen sind direkt upgradebar, bei älteren Betriebssystemen verlangt es eine Neuinstallation. Insgesamt werden sechs aufeinander aufbauende Ausgaben von Windows 7 erscheinen. An der Spitze stehen Windows 7 Ultimate und Enterprise. Für die breite Masse von Interesse seien aber vorrangig Home Premium und Professional. Zu der günstigsten Variante Windows 7 Starter sagte Vistablogger Binder selbst: "Hände weg".

Wann?

Während inoffiziell immer noch von einer Veröffentlichung im Herbst augegangen wird, bleibt Microsoft bei seiner offiziellen Richtlinie "drei Jahre nach dem Start von Windows Vista". Spätestens bis Jänner 2010 müsse man daher noch warten. Allerdings seien "die internen Pläne zielstrebiger". (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 31.3.2009)