Wien  - Die AlevitInnen Österreichs wollen sich als eigene Bekenntnisgemeinschaft anerkennen lassen. Das bestätigte deren stellvertretender Obmann, Deniz Karabulut, auf derStandard.at-Anfrage.

Antrag kommende Woche

Man werde "im Lauf der kommenden Woche" einen Antrag beim Kultusamt einreichen. Zwar hat bereits vorige Woche der "Kulturverein von Aleviten in Wien", ein Mitgliedsverein der "Föderation der Alevitengemeinden in Österreich", einen Antrag eingebracht, dieser sei allerdings formell mangelhaft. In einer gemeinsamen Sitzung am Wochenende werde man dem Mitgliedsverein daher nahelegen, den Antrag zurückzuziehen, sagt Karabulut.

Medien hatten zuvor berichtet, die AlevitInnen würden einen Antrag auf Anerkennung als Religionsgemeinschaft stellen. Rechtlich ist das aber gar nicht möglich: Um etwa den anerkannten christlichen Kirchen oder der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGIÖ) gleich gestellt zu werden, muss man bereits zehn Jahre lang eine in Österreich anerkannte Bekenntnisgemeinschaft sein. Dies streben die Alevitengemeinden nun an.

Karabulut ist "sehr optimistisch", was die Anerkennung betrifft: "Wir erfüllen alle juristischen Voraussetzungen" - darunter etwa eine Mindestanzahl von 300 Mitgliedern. Die Anerkennung solle identitätsstiftend wirken: "Wir sind dann nicht mehr nur ein Kulturverein, das wertet uns auf."

Eigene Vertretung

Geht der Antrag durch, dann werden die rund 60.000 Aleviten Österreichs nicht mehr zu den Muslimen gezählt, sie haben dann einen eigenen Ansprechpartner - im Gegensatz zu den übrigen Muslimen, die offiziell von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGIÖ) vertreten werden. Sie hätten jedoch kein Recht auf einen eigenen alevitischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen - dafür müssten sie anerkannte Religionsgemeinschaft sein.

"Fühlten uns nie vertreten"

Dass der Antrag auch ein Versuch sei, die Macht der IGGIÖ in Österreich zu untergraben, weist Karabulut entschieden zurück: "Das hat damit gar nichts zu tun. Wir fühlten uns von der Glaubensgemeinschaft ohnehin nie vertreten." (Maria Sterkl, derStandard.at, 3.4.2009)