Zunächst ein Blick nach Altösterreich. Denn die Triestina hat sich von einem heftigen Schub verfrühter Frühjahrsmüdigkeit, die sich in drei märzlichen Niederlagen manifestiert hatte, offenbar wieder erholt. Am Wochenende jedenfalls gab es in der Serie B ein überzeugendes 4:0 gegen Rimini.

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Das interessiert uns natürlich aufgrund eines austriakischen Aspekts namens Marko Stankovic, bekanntlich seit Jahreswechsel ebendort engagiert. Und offenbar auch bereits bestens integriert, wie ein mit den Kollegen Fabrizio Cacciatore und Claudio Pani unternommener Wochendausflug nach Venedig nahelegt, über den Stankovic auf seiner Website berichtet (übrigens komplett mit Fotodokumenten).

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Und überhaupt. Immerhin könnten die Triestiner, vulgo Unione oder Alabardati (die Hellebarde im Stadtwappen!), doch nach einer Ewigkeit von exakt 51 Jahren wieder die Serie A entern. Zwar nicht auf kürzestem Weg, denn die beiden Direktaufstiegsplätze scheinen bereits an Bari und Parma vergeben - doch auf Platz vier rangierend, ist immerhin die Option Playoff eine durchaus realistische. In nämlichem schnapsen sich vier Kandidaten einen weiteren Aufsteiger aus. Auch beeindruckende 65.34% von immerhin 1253 Teilnehmern eine Umfrage auf www.triestinacalcio.it  halten das für ein realistisches Ziel.

Dass die Triestina einmal italienischer Vizemeister war, wer weiß das noch? 1947/48 fiel das vor, unter der Ägide des großen Nereo Rocco. El Paròn (der Chef) verließ den Klub einige Jahre später, nachdem er sich mit dem Präsidium überworfen hatte. Berühmt und gefürchtet wegen seiner forcierten Verwendung des im Rest des Landes unverständlichen Triestiner Dialekts, gewann er eben mit dem AC Milan Meisterschaften wie Europapokale. Rocco, der als erster eine Arte Catenaccio in den italienischen Fußball eingeführt hatte, beendete 1974 seine glänzende Laufbahn - und verstarb nur fünf Jahre später im Alter von 66. 1992 wurde das schmucke neue Stadion der Triestina nach ihm benannt.

Auch nur annähernd eng wurde es auf den dortigen 32,454 Sitzen allerdings selten (und sicher nicht gegen Salernitana), denn die Triestina musste lange Jahre in den Niederungen der Serien C oder gar D darben. Prolongierte Misswirtschaft führten die Unione mehrfach an den Rand der Pleite (und darüber hinaus). 2002 kehrte man zumindest in die Zweitklassigkeit zurück, die dann in der skandalumwehten Saison 2004/05 so gerade eben gehalten werden konnte.

Foto: US Triestina/GEROS

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Turbulenz auch ein Jahr später, als nicht weniger als fünf Tainer verschlissen wurden, darunter immerin auch der namhafte Pietro Vierchowod. Außerdem wurde Besitzer Flaviano Tonellotto von den Behörden zum Rücktritt gedrängt, da gegen ihn leider ein Insolvenzverfahren am Laufen war. Was wiederum dazu führte, dass Francesco De Falco nicht nur als  Übergangstrainer, sondern gleichzeitig auch als Übergangspräsident fungierte. Neben seiner Rolle als Sportdirektor. Ein Wiedersehen mit der Juve und den anderen Größen auf höchster Ebene, wäre in Triest also hochwillkommen. Und würde das Vertrauen der nüchternen Hafenstädter in ihre dann 91-jährigen Unione vermutlich vollkommen wiederherstellen.

 

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Beim Stichwort Vertrauenskrise fällt dem geneigten Beobachter natürlich sofort ein gewisser Klub aus München ein, wo der Glauben an Jürgen Klinsmann ebenso erschüttert wurde, wie vermutlich auch jener an die Power of Buddha. Nach dem bereits heute legendären 1:5 zu Wolfsburg, war jedoch nicht nur der unter akuter Grafitis leidende Herr Andreas Ottl mäßiger Laune...

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...sondern auch Johan Cruyff. Das mag spontan Erstaunen hervorrufen. Doch immerhin ist der Mann neben vielem anderen ja auch die graue Eminenz von Barcelona. Und meint in dieser Eigenschaft, dass das Debakel sich hinsichtlich Champions League als trojanisches Pferd entpuppen könnte. "So etwas  versetzt eine Mannschaft in Alarmzustand. Und wenn die Deutschen eines haben, ist das Stolz", schrieb Cruyff in seiner Kolumne für El Periódico de Catalunya.

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In Klinsmann soll es "geköchelt" haben, als er sich in der Nacht nach der Partie dieselbe mehrmals auf Konserve zu Gemüte geführt hat. Um in der Folge die Mannschaft (vermutlich überaus emotional und in aller Schärfe, man kennt das aus dem WM-Film) ins Gebet zu nehmen. Video-Untermalung sei dabei keine nötig gewesen, Klinsmann habe die Gegentore aus dem Gedächtnis haarklein schildern können. So wird kolportiert.

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Die Aussichten in der Autostadt sind da rosiger. Felix Magath, ehemals bei den Bayern nach zwei Doublesaisonen aussortiert, hat seine Genugtuung. Und die Tabellenführung mit dem Klub aus der 1938 als Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben gegründeten Ansiedlung.  Auch er ein Ämtekumulierer (Trainer, Sportdirektor, Nachwuchs-Chef), erlaubte sich Magath, Uli Hoeneß an eine - vermutlich im Überschwang eingegangene Verpflichtung zu erinnern: "Wir haben noch keinen Rathausbalkon. Soweit ich mich erinnere, ist es seine Aufgabe den zu bauen." Für den Fall der Meisterschaft nämlich. (Michael Robausch, derStandard.at/6.4. 2009)

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