Vor knapp einer Woche hat Italiens Kommissar für Zivilschutz, Guido Bertolsao, den Wissenschafter und Seismologen Giampaolo Giuliani als "Dummkopf" bezeichnet und ihn und seine Kollegen wegen angeblicher "Verbreitung falschen Katastrophen-Alarms" angezeigt. Giuliani hatte für 29. März ein "gigantisches Erdbeben in der Region Abruzzen" angekündigt. Knapp eine Woche später traf seine Prognose ein.
Nun erwägen er und seine Kollegen vom Institut für Nuklearphysik Gran Sasso (INFN), den Zivilschutzkommissar und mehrere Politiker (darunter auch den Bürgermeister der vom Erdbeben betroffenen Stadt Sulmona) zu verklagen. „Sie haben zig Menschen auf dem Gewissen", meinte Giuliani zum STANDARD.

Radon-Gaswerte erhöht

Der Wissenschafter stellte seit mehreren Tagen eine deutliche Erhöhung des Radon-Gases auf seinen Geräten fest. Das kündige, sagt Giuliani, starke Erdstöße an. "Mein Seismograf hat in der Nacht von Sonntag zu Montag starke Erdstöße angezeigt. Wir stellten diese Meldung online", sagte der Wissenschafter. Er wusste nicht, an welche Behörde er sich wenden sollte. „Schließlich laufen gegen mich Ermittlungen wegen Fehlalarms", sagt der Experte. Die Tatsache, dass die Prognose das Erdbeben sechs Tage zu früh ankündigte, sei zwar verständlich, doch man hätte auf der Hut bleiben müssen, meint Giuliani. Wissenschafter in aller Welt sind jedoch skeptisch, was die Erdbebenvorhersagen mittels Radon-Gas-Messungen betrifft. (Thesy Kness-Bastaroli/DER STANDARD-Printausgabe, 7.4.2009)