
Agrana-Chef Johann Marihart muss in der Bilanz 2008/09 auch niedrige Ost-währungen verdauen.
Wien - Nicht nur die Banken, die intensiv in Osteuropa engagiert sind, wurden von dem Währungsverfall in den osteuropäischen Ländern kalt erwischt. Auch die Firmen, die in den letzten Jahren in der Region Werke aufgebaut haben, bekommen durch den Kursverfall der lokalen Währung Probleme. Dies trifft vor allem für Produktionen in der Ukraine zu, aber auch in Ungarn.
In der Regel wurde Aufbau und Betrieb mit Euro-Krediten, also in Fremdwährung, finanziert, was lange Jahre aufgrund der niedrigeren Euro-Zinsen und der stabilen Währungsverhältnisse günstig war.
"Die Abwertungen tun uns natürlich weh", erklärt Johann Marihart, Chef des Zucker- und Fruchtverarbeiters Agrana. "Dies wird sich nicht unbeträchtlich in unserem Ergebnis niederschlagen." Agrana besitzt unter anderem in der Ukraine Werke für Fruchtsaftkonzentrat und -zubereitung.
Umschuldungen hätten jedoch keinen Sinn, erklärt Marihart. "Wir bleiben in Euro finanziert." Da Agrana nicht für den Endkonsumenten produziert, sei es möglich gewesen, mit den Großkunden auch Hartwährungsverträge abzuschließen, sodass beide Seiten den Verfall abfedern. Mildernd sei weiters, dass Grundprodukte, etwa Äpfel, sehr viel billiger geworden sind, sodass die Produkte für die Bevölkerung leistbar blieben.
Das Problem einer nachlassenden Nachfrage sieht Gabor Hunya, Direktinvestitionsexperte beim Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), gegeben, was insbesondere Exporte österreichischer Firmen in die Region treffe. Dies war auch bereits an den Jänner-Exportzahlen der Statistik Austria ablesbar, der Standard berichtete.
Günstige Lohnkosten
Umgekehrt werden die niedrigen Kurse der Lokalwährungen als Vorteil für den Export in die EU begriffen, ein Vorteil, der in den nächsten Monaten schlagend werden könnte. Gregor Postl, der österreichische Handelsdelegierte in Kiew, erklärt, dass keines der Unternehmen, die in der Ukrainie Produktionsbetriebe haben - etwa Fischer-Ski oder Fronius Schweißgeräte - an einen Rückzug dächten. Überhaupt würde die niedrige Hrywnja, kombiniert mit den günstige Lohnkosten bestenfalls den "Nachteil" wettmachen, der in dem Land dadurch entsteht, dass seit Jahresanfang für die Energie aus Russland 80 Prozent des Weltmarktpreises zu bezahlen ist.
Erika Teoman-Brenner, die österreichische Handelsdelegierte in Budapest, sieht den niedrigen Forint - die Währung hat seit Anfang des Jahres rund 20 Prozent an Wert verloren - als den Hemmschuh für das heimische Exportgeschäft an. "Die Inlandsnachfrage ist aufgrund der Sparpakete am Boden. Die Einkommen werden weiter zurückgehen", erklärt sie. Dies treffe insbesondere sensible Exportbereiche wie Lebensmittel; im technischen Bereich werde die ungarische Inlandsnachfrage nicht so sehr zurückgehen.
Betroffen ist auch Bauwirtschaft und Baunebengewerbe - obwohl, wie eine Wienerberger-Sprecherin betont, "dieses Geschäft eher lokal ist". Das heißt, die ausländischen Baufirmen im Osten arbeiteten nicht für den Export; im Gegenzug aber werden Importe, etwa von Baustoffen, durch den teuren Euro erschwert. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7..4.2009)