Budapest - In der ungarischen Gemeinde Tatarszentgyörgy ist es in der Nacht auf Dienstag erneut zu einem Brandanschlag auf das Haus einer Romni gekommen, berichtete die amtliche Ungarische Nachrichtenagentur (MTI) am Dienstag. Das Gebäude gehört Lidia Horvath, stellvertretende Vorsitzende der Roma-Selbstverwaltung des Ortes. Personen kamen nicht zu Schaden; Horvath hielt sich zur Tatzeit nicht in dem Gebäude auf. Die Frau befand sich nach eigener Aussage auf einer Nachtpatrouille.

Diese Patrouillen werden von Roma organisiert, nachdem es im Februar zu einem Mord an zwei Roma in Tatarszentgyörgy gekommen ist. Ein 27-jähriger Rom und sein fünfjähriger Sohn wurden getötet. Das Haus von Horvath liegt nur rund 300 Meter von diesem Tatort entfernt. Vater und Sohn wurden von Unbekannten erschossen, während sie aus ihrem brennenden Haus flohen.

Brandbeschleuniger

Laut Polizei handelt es sich beim jüngsten Vorfall um Brandstiftung; es sei offenbar Brandbeschleuniger eingesetzt worden. Das Feuer, das die Wohnung verwüstete, wurde gegen 02.30 Uhr bemerkt. Die Polizei ermittelt. Die Bürgermeisterin von Tatarszentgyörgy gab laut MTI keine Auskunft.

Die Roma sind in Ungarn die größte Minderheit - mit geschätzten 700.000 Angehörigen. Viele von ihnen leben in bitterer Armut, in Ghettos am Rande von Städten und Dörfern. Laut Landespolizeipräsident Jozsef Bencze gab es in den vergangenen eineinhalb Jahren 54 Angriffe auf Roma in Ungarn. Dabei wurden in 17 Fällen Molotowcocktails geworfen. Sieben Menschen starben bei den Attacken. (APA)