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Kandidatin Odebrecht beim Yoga

Foto: Reuters

Seminyak - Wenn die Indonesier am kommenden Donnerstag zu den Wahlurnen gehen, um über ein neues Parlament zu entscheiden, wird auf der Wählerliste in Bali - als erste und einzige Ex-Ausländerin - auch eine Deutsche stehen. Die seit 20 Jahren in Indonesien lebende Petra Odebrecht tritt auf der beliebten Urlaubsinsel für die Partei Demokrasi Pembaruan (PDP) an, die Partei der Demokratischen Erneuerung. "Indonesien ist mein Land. Ich kann nicht einfach dasitzen, zugucken und jammern, denn dann ändert sich gar nichts", erläutert die 42-jährige Yoga-Lehrerin ihren Schritt in die Politik.

Die gebürtige Hamburgerin kam 1989 der Liebe wegen nach Bandung in West-Java. Dort lebte sie vier Jahre. Doch irgendwann war die Ehe am Ende, Odebrecht zog nach Bali und jobbte im Tourismus. 1992 wurde sie indonesische Staatsbürgerin. Seit zwei Jahren gibt sie Yoga-Kurse in Clubs in Kuta und Seminyak und arbeitet als Qualitätsmanagerin in einer französischen Fabrik.

Ungewöhnliche Erscheinung

In der indonesischen Politik ist die blonde, blauäugige Frau eine ungewöhnliche Erscheinung. Denn bisher hat sich dort noch kein "Bule" engagiert - als "Albino" bezeichnen die Indonesier mit leisem Spott Menschen mit weißer Hautfarbe. "Manchmal schauen die Leute auf mich herab, weil ich für sie immer eine Ausländerin bleibe", erzählt Odebrecht beim Treffen in einem euro-asiatischen Restaurant mit Blick auf die Strände von Bali. "Aber ich gebe so leicht nicht auf."

Mit seinen rund 230 Millionen Einwohnern ist Indonesien die drittgrößte Demokratie weltweit. Diese steckt aber noch in den Kinderschuhen: Die Parlamentswahl im April ist erst der dritte freie Urnengang seit dem Sturz des autoritären Suharto-Regimes 1998. "Es geht immer nur um Geld, das macht mich traurig", sagt Odebrecht über ihre Wahlkampf-Erfahrungen. "Als ich den Frauen in der Fabrik meine Partei und meine Kandidatur vorstellte, fragten sie mich: 'Was gibst du uns, wenn wir dich wählen?'" Im Wahlkampf verteilten die Parteien Geld, T-Shirts und kostenlosen Reis an die Bürger, berichtet Odebrecht. "Es ist leicht, die Wähler so auf deine Seite zu ziehen. Aber die wissen oft gar nicht, für wen sie da eigentlich ihre Stimme abgeben."

Benachteiligte Frauen

Die gebürtige Deutsche will sich in ihrer Wahlheimat nun vor allem für die in Ausbildung und Beruf immer noch stark benachteiligten Frauen einsetzen. "Die Frauen auf Bali arbeiten härter als die Männer", sagt Odebrecht. "Doch bekommen sie nur die Hälfte des Lohns für die gleiche Arbeit."

Auch die kulturelle Vielfalt des Archipels mit seinen gut 20.000 Inseln und rund 300 ethnischen Gruppen liegt ihr am Herzen. Ein auf Druck der islamischen Parteien in dem größten muslimischen Land der Welt vorangetriebenes Gesetz gegen "Pornografie" bedroht nach Odebrechts Ansicht die kulturelle Vielfalt. Bei strenger Auslegung des Gesetzes könnten traditionsreiche Bräuche künftig verboten sein, befürchtet sie - etwa im hinduistischen Bali oder auf Irian Jaya (Papua), wo manche Volksgruppen fast ohne Kleidung auskommen.

An ihrer Partei, der PDP, gefällt Odebrecht nach eigenen Angaben, dass Entscheidungen "gemeinsam" und nicht wie sonst in Indonesien üblich hierarchisch getroffen werden. Auch wenn sie am 9. April nicht gewählt wird, will sie den Indonesiern weiter die Vorteile demokratischer Mitbestimmung nahebringen. In Deutschland war sie seit Jahren nicht mehr - und scheint es auch nicht zu vermissen: "Seit ich hier bin, hat mir Bali so viel gegeben. Jetzt ist es an der Zeit, dass ich für Bali mein Bestes gebe." (APA)