Graz - Unruhe im Magna-Konzern: Der dringende Wunsch der Magna-Konzernleitung an ihre Angestellten, freiwillig auf Teile des Lohns zu verzichten, um damit der Krise entgegenzusteuern, löste intern heftige Proteste aus. Nicht weil sich die Belegschaft Kürzungen nicht vorstellen wolle, sondern weil das Top-Management nach wie vor "auf Millionengagen" sitze und "überhaupt nicht klar ist, wozu diese Kürzungen gut sein sollen, außer zur Geldbeschaffung", argumentiert der steirische GPA-Sekretär Norbert Schunko, der mit Magna in diesbezüglichen Verhandlungen steht.
Betriebsversammlungen
Nächsten Mittwoch soll es bei Betriebsversammlungen in Graz, an denen mehr als 2400 Angestellte und Vertreter des Magna-Managements teilnehmen werden, zur Sache gehen. Die Forderung der Gewerkschaft sei klar: Sollte es zu Gehaltskürzungen kommen, dann nur als eine Art "zinsenlosen Kredit". Das Geld solle bei einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Konzerns an die Belegschaft zurückgezahlt werden.
Was für Magna kein allzu großes Problem sein dürfte. Denn mit den Einsparungen aus einem Lohnverzicht ist kein Staat zu machen und auch nicht der Konzern zu retten. Bei einem - wie geplant - gestaffelten Lohnverzicht von fünf bis 20 Prozent, je nach Einkommen, kämen europaweit rund 25 Mio. Euro in die Konzernkassen. Die österreichischen Betriebe steuerten sechs bis acht Mio. Euro bei.
Die Belegschaftsvertreter und mit ihnen die betroffenen Arbeitnehmer vor Ort haben angesichts dieser Summen natürlich sofort Querverbindungen geschaffen. Schunko im Gespräch mit dem STANDARD: "Wir fragen uns schon: Warum zahlen die kleinen Leute die Pferde vom Racino oder die Kicker vom Magna-Fußballclub?"
"Belegschaft finanziert Stronachs Hobbys"
Tatsächlich erreichen die Lohnkürzungen in den österreichischen Betrieben in etwa das Jahresbudget des von Frank Stronach gesponserten Fußball-Erstligisten Wiener Neustadt. Jahresbudget: rund sechs Mio. Euro, unter der Hand wird gemunkelt, es könnte das Doppelte sein. Schunko: "Und dass die teuren Stronach-Pferde im Magna-Racino Futter brauchen ist auch klar. Letztlich könnte man sagen: Die Magna-Belegschaft finanziert mit den Lohnkürzungen die beiden Hobbys von Stronach."
Für Magna-Sprecher Daniel Witzani ist die Sache viel ernster: Es gehe bei den Lohnkürzungen darum, "die finanzielle Basis von Magna in dieser Krise, die sehr massiv ist, zu schützen und zu stärken". Die Lohnkürzungen, um die der Konzern lediglich "bittet", seien Bestandteil eines Gesamtpaketes, um die Kostenstruktur zu minimieren. Witzani im Gespräch mit dem STANDARD: "Wir müssen derzeit jeden Stein umdrehen und können nur darum werben, dass auch die Angestellten, wie es die Manager tun, mitziehen." (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.4.2009)