Jammern war gestern. Heute ist Erneuerung angesagt, ein Wiedererstarken der Lebensgeister zeichnet sich allerorts ab. Wir brechen auf.
Rekordneuwagenkäufe heben das Bruttosozialprodukt bald wieder in lichte Höhen, und verschrottet wird, was die Pressen hergeben. Mittlerweile sind es nicht mehr nur dreizehnjährige Karren, die der Wirtschaft ihre schon verloren geglaubte Dynamik zurückgeben; nein, flugs wird auch Denkmälern verdienter, bereits verblichener Politiker kommod der Meißel angesetzt. (Sollte sich demnächst herausstellen, dass auch Helmut Zilk damals in Prag bloß Verschrottungsprämie kassiert hat - zunächst nur für seine journalistisch-ethischen Überzeugungen, später dann auch für seine alte Wohnzimmerlampe -, kann ja der von Dagmar Koller spontan und völlig neu in die juristische Diskussion eingebrachte Begriff der Unschuldsgewissheit sofort wieder greifen.)
Schrottreif war bis vor kurzem auch das Vertrauen in die österreichische Justiz. Mit dem Mohren im Streifenhemd, dessen dubiose Geschäfte neuerdings behutsam filtriert werden wie überteuerter Bohnenkaffee, und den zum Geständnis-Lauf gezwungenen Spritzen-Sportlern schickt sich aber sogar das wieder an, zurückzukehren. Und auch die Politik erlebt ein Revival: Mit dem Faynachtsmann, der nun schon bis Ostern durchhält, weist die große Koalition neue, schon einmal erreichte Beliebtheitswerte auf.
Dass den Richtern, Anwälten und Politikern weiterhin der letzte Dreh fehlt, um im Ansehen der Bevölkerung ganz oben oder zumindest weit vorne zu landen, darf da nicht irritieren. Die Richter liegen in der am Dienstag veröffentlichten "Reader's Digest"-Rangliste der vertrauenswürdigsten Berufe Österreichs mit 76 Prozent Zustimmung unter 20 ausgewählten Berufsgruppen beispielsweise nur auf Platz 7. Immerhin noch vor der treuen Beamtenschaft der Polizisten (75 Prozent) und Lehrer (71 Prozent), aber noch hinter den Landwirten (80 Prozent).
Politiker sind mit 7 Prozent Zustimmung Schlusslicht in diesem Ranking, weit hinter den Finanzberatern (36 Prozent, Platz 15) - was den Schluss zulässt, dass die Österreicher immer noch denjenigen lieber mit ihrem Geld zocken lassen, der ihnen zumindest das Gefühl gibt, als kenne er sich aus. Am oberen Ende der Liste finden sich Krankenschwestern und Piloten ex aequo mit 94 Prozent, dicht gefolgt von den Feuerwehrleuten (93 Prozent), was eine mögliche Erklärung dafür wäre, warum der neue ÖFB-Teamchef so gut ankommt. Dass Priester (63 Prozent, Platz 10) und Meteorologen (60 Prozent, Platz 11) unmittelbar hintereinander folgen, dürfte ein reiner Zufall sein.
An vorletzter Stelle, aber immerhin noch ein gutes Stück vor den Politikern finden sich übrigens die Autoverkäufer. Ihnen vertraut laut der "Reader's Digest"-Liste nur jeder achte Österreicher. Dass ein Autoverkäufer in diesem Land also jemals Politiker wird, scheint damit weiterhin völlig ausgeschlossen. (Martin Putschögl, derStandard.at, 8.4.2009)