In Wien gibt es zwei UnterstützungslehrerInnen für Romanes, die insgesamt an fünf Schulen unterrichten. Der Bedarf ist zwar höher, sagt Bildungswissenschafter Mikael Luciak von der Uni Wien, der als österreichischer Partner eines EU-Projekts die Situation von Romakindern an Wiener Schulen erforscht hat. Es fehle aber an Lehrenden, die Romanes sprechen und eine gültige Lehrbefugnis haben.
Szenario Sonderschule
Wozu überhaupt eigene BegleitlehrerInnen für Roma-Kinder? Wird hier nicht wieder ein Sonderstatus geschaffen, der eher ausgrenzend wirkt, als fördernd? Nein, meint Luciak: Schließlich sind Kinder aus Romafamilien einem höheren Risiko ausgesetzt, in der Sonderschule zu landen.
Zweitens gelte es einen Startnachteil auszugleichen: Viele Roma-Kinder wachsen in einem sozial benachteiligten Umfeld auf, das dazu führt, dass sie von ihren Eltern bei den Schulaufgaben weniger unterstützt werden. Das Bildungssystem setzt jedoch voraus, dass das Aufgabenschreiben und Lernen mit Unterstützung der Eltern passiert.
Aus diesen Gründen stehen Roma-Kindern in Wien auch eigene Lernhilfegruppen für den Nachmittag offen, die meist von Roma-Vereinen angeboten werden.
"Nicht in die Auslage stellen"
Dass LehrerInnen oft unsicher sind, wie sie mit dem Thema Roma und Sinti umgehen sollen, hat Luciaks Studie deutlich gezeigt. „Wollen die Kinder sich überhaupt als Roma outen?", heiße es oft. Eindeutig zu beantworten ist die Frage nicht: So seien manche SchülerInnen froh, zu ihren Wurzeln stehen zu können. Andere empfinden es als „unangenehm, in die Auslage gestellt zu werden". Roma-BegleitlehrerInnen schaffen es, beides zu vereinbaren: LehrerInnen zu haben, die selbst zu ihren Roma-Herkunft stehen, bestärkt alle Kinder - auch Nicht-Roma. (mas, derStandard.at, 19.4.2009)