Paris - Für großes Aufsehen haben in Frankreich Videoaufzeichnungen gesorgt, auf denen Polizisten zu sehen sind, die mit Objekten auf Anti-NATO-Demonstranten werfen. Die mit einem Mobiltelefon aufgezeichneten Bilder wurden am vergangenen Samstag bei einer Protestkundgebung am Rande des NATO-Gipfels in Straßburg aufgenommen und im Internet veröffentlicht.
Quelle: Youtube
Zu sehen sind in dem Film Sicherheitsbeamte, die auf einer Böschung neben Bahngleisen stehen und Gegenstände auf die Menschenmenge werfen, während sie selbst mit Steinen beworfen werden. Die Polizeigewerkschaften äußerten Zweifel an der Echtheit der Bilder, räumten allerdings ein, dass eine solche Reaktion "in einer gespannten Lage" möglich sein könnte.
"Gehört nicht zu den Einsatztechniken"
"Einen Stein nehmen und damit auf die Demonstranten werfen, gehört nicht zu den Einsatztechniken zur Bewahrung der Ordnung", sagte Yannick Danio von der Polizeigewerkschaft UNSA. Jean-Claude Delage von der Gewerkschaft Alliance meinte: "Wenn es wahr ist, wird es gewiss eine Ermittlung und Sanktionen geben. Ich entschuldige dieses Vorgehen nicht, ich sage nicht, dass es gut ist, aber in einer gespannten Lage kann es passieren."
Die Anti-NATO-Demonstration in Straßburg, an der sich zwischen 10.000 und 30.000 Personen beteiligten, verlief friedlich, allerdings kam es am Rande des Umzugs zu gewalttätigen Ausschreitungen. In einem Vorstadtviertel wurden mehrere öffentliche Gebäude in Brand gesetzt, ohne dass die Polizei eingriff. Der sozialistische Straßburger Bürgermeister Roland Ries warf der Polizei am Sonntag "mangelnde polizeiliche Absicherung" vor. "Die Einwohner sind natürlich in Rage, sie haben den Eindruck, verlassen worden zu sein. Ich verstehe und teile diesen Zorn", sagte er.
Präsident Nicolas Sarkozy hatte den Wunsch geäußert, dass die Verantwortlichen für die gewalttätigen Ausschreitungen am Rande des NATO-Gipfels in Straßburg "mit der extremsten Strenge bestraft werden". Neun deutsche und französische Demonstranten waren bereits am Montag in Straßburg vor Gericht gestellt worden. (APA)