Frankfurt  - Die deutsche HypoVereinsbank und die Versicherer der Ergo-Gruppe verkaufen künftig Bausparverträge von Wüstenrot. Mit der Übernahme der Vereinsbank Victoria Bauspar AG (VVB) gewinnt Wüstenrot einen großen Bankpartner, wie ihre größeren Rivalen Schwäbisch Hall und BHW ihn seit langem haben. Die drittgrößte deutsche Bausparkasse ist offenbar weiter auf der Suche nach Zukäufen: "Mit der Übernahme würde die älteste deutsche Bausparkasse jetzt eine aktive Rolle in der Konsolidierung der Bausparbranche spielen", sagte der Chef der Wüstenrot-Dachgesellschaft W&W, Alexander Erdland, am Mittwoch.

Durch die VVB gewinnt Wüstenrot 500.000 Kunden hinzu und rückt damit näher an die Postbank-Tochter BHW heran. Mit der VVB komme ein Potenzial von einer Milliarde Euro Bausparsumme hinzu, erklärte die Bausparkasse in Ludwigsburg. Im vergangenen Jahr hatte Wüstenrot die Bausparsumme mit sechs Millionen Kunden um 24 Prozent auf rund 10 Mrd. Euro gesteigert. Ihr Marktanteil liegt bei rund zehn Prozent.

Marktführer Schwäbisch Hall vertreibt seine Bausparverträge über das engmaschige Netz der Volks- und Raiffeisenbanken, zu deren Verbund er gehört. Die Sparkassen arbeiten mit den auf Länderebene organisierten Landesbausparkassen (LBS) zusammen. "Vertriebskraft ist das Entscheidende", sagte ein Sprecher von Wüstenrot. Die Bausparkasse habe künftig Zugriff auf 13.000 Ergo-Vertreter und 5.000 HVB-Vertriebskräfte in 600 Filialen.

Weiterer Kandidat

Zu einem attraktiven Übernahmeobjekt könnte bald auch die Allianz Dresdner Bauspar AG werden, die die Commerzbank mit der Dresdner Bank übernommen hat. Finanzkreisen zufolge steht sie auf dem Prüfstand. Die Commerzbank vertreibt bisher Verträge der Bausparkasse Badenia, die am Mittwoch von einem Zuwachs ihres Brutto-Bauspargeschäfts um 29 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro im vergangenen Jahr berichtete. Der Großteil des Zuwachses kommt aber vom Finanzvertrieb DVAG.

Wüstenrot zahlt für die profitable VVB einen höheren zweistelligen Millionenbetrag, wie eine mit der Transaktion vertraute Person sagte. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Mit Kartellproblemen rechnet Wüstenrot nicht. Neue Verträge sollen unter der Marke Wüstenrot verkauft werden. Die HypoVereinsbank, der 70 Prozent an der VVB gehören, begründete den Verkauf damit, dass sie sich von Töchtern außerhalb ihres Kerngeschäfts trennen wolle.

Die VVB war vor zehn Jahren aus den Bausparkassen von Hypo- (Heimstatt) und Bayerischer Vereinsbank entstanden. Kündigungen unter den 222 Mitarbeiter soll es nach Angaben von Wüstenrot nicht geben. Einige Funktionen könnten aber von München nach Ludwigsburg verlagert werden. (APA/Reuters)