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Ministerin Claudia Bandion-Ortner und Staatssekretär Reinhold Lopatka, der doch in Sachen Doping dringend in den Vordergrund gehörte.
Wien - Dutzende Journalisten lauschten am Mittwochvormittag im Justizministerium Ausführungen zum schönen Thema "Doping: Historische Entwicklung des Dopingrechts, aktuelle Gesetzeslage und internationaler Vergleich". Geladen von Justizministerin Claudia Bandion-Ortner und Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka (VP), dessen Anwesenheit vor fünf Kamerateams sich immerhin durch die Tatsache begründen ließ, dass er bis 2. Dezember des Vorjahres als für den Sport zuständiger Staatssekretär im Bundeskanzleramt wirkte.
Als solcher hatte der 48-jährige Steirer, dessen Marathonbestzeit unter drei Stunden liegt, mit der Dopingproblematik natürlich viel früher zu tun als sein Quasi-Amtsnachfolger, Sport- und Verteidigungsminister Norbert Darabos (SP), der in den vergangenen Tagen an seinem Image als oberster staatlicher Dopingbekämpfer feilte.
Vor diesem Hintergrund war zu viel erwartet worden, vor allem von den deutschen Journalisten, die ganz gerne Konkretes erfahren hätten zu den aktuellen Dopingermittlungen in Österreich, vielleicht sogar Namen von verwickelten Sportlern.
Damit konnte Bandion-Ortner, die Lopatka irrtümlich erst als Herrn Bundesminister vorgestellt hatte, nicht dienen. Die Ministerin pries vielmehr Österreichs im August 2008 in Kraft getretenes Anti-Doping-Gesetz und bezeichnete es als völlig ausreichend für eine "freiheitsorientierte Gesellschaft". Der Ausweitung der Strafbestimmungen auf dopende Sportler selbst, wie sie Darabos fordert, erteilte Bandion-Ortner eine Absage, unabhängig davon, dass sie das "große Engagement" des Ministerkollegen natürlich begrüße.
Lob und Tadel
Lopatka lobte lieber Innenministerin Maria Fekter (VP), auf deren Veranlassung hin die Sonderkommission Doping installiert worden sei, auf dass diese im Dopingsumpf umrühre. Bandion-Ortners Vorgängerin, Maria Berger (SP), sei dagegen säumig gewesen, "da haben wir wertvolle Zeit verloren".
Auf dass das fürderhin nicht passiere, wollten Zuhörer von Bandion-Ortner noch wissen, ob die Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft der Sportgerichtsbarkeit zu Verfolgungszwecken zur Verfügung gestellt würden. Bandion-Ortner will das prüfen. Oder ob und gegen wie viele Sportler ermittelt werde. Bandion-Ortner verwies auf die Staatsanwaltschaft.
Konkret sagen konnte sie allerdings, dass Dopingsünder großen Schaden verursachen, dass es in Österreich nur einige schwarze Schafe gebe, dass der Großteil der Sportler aber sauber sei. Und freilich, dass die Ermittlungsmethoden in dieser Sache nur auf jene beschränkt bleiben sollten, "die dazu berufen sind".
Dopingtests sind Ermittlungsmethoden. Ein solcher Test der Anti-Doping-Agentur (Nada) ergab, dass sich der 37-jährige Radsportler Ferdinand B. vor einem Rennen in Kroatien mit Epo gestärkt hatte. Der völlig erfolglose Wiener muss nun ebenso vor die Nada-Rechtskommission wie jener Christof K., der wegen des Verdachts auf Weitergabe von Dopingmitteln verhaftet worden war. K. ist mittlerweile aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die U-Haft von Ex-Trainer Walter Mayer wurde am Mittwoch dagegen wegen "Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr" um vier Wochen verlängert. (Sigi Lützow, DER STANDARD Printausgabe, 9.4.2009)