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Issa Sesay wurde zu einer Haftstrafe von 693 Jahren verurteilt, von denen er 52 Jahre verbüßen muss.

Foto: Reuters/Thomson

Freetown - Das Sondertribunal für Sierra Leone hat gegen drei ehemalige Anführer der Rebellengruppe Revolutionäre Einheitsfront (RUF) wegen Gräueltaten während des Bürgerkriegs in dem westafrikanischen Land langjährige Haftstrafen verhängt. Der zeitweilige RUF-Anführer Issa Sesay wurde zu mehreren Haftstrafen von zusammengerechnet 693 Jahren verurteilt, von denen er nach den komplizierten Statuten des Gerichts 52 Jahre verbüßen muss. Der Mitangeklagte Morris Kallon soll 39 Jahre hinter Gitter, der frühere RUF-Chefideologe Augustine Gbao 25 Jahre.

Die Verkündung der Länge der Haftstrafen erfolgte mehrere Wochen nach dem eigentlichen Urteilsspruch. Schon Ende Februar befanden die Richter die ehemaligen RUF-Kommandanten schuldig, während des Krieges von 1991 bis 2001 Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Sie wurden wegen Mordes, Vergewaltigung, Rekrutierung von Kindersoldaten und Angriffen auf UN-Truppen verurteilt.

Small Boys Units

Die RUF setzte nach den Erkenntnissen der Richter in ihrem Kampf um den Zugang zu den Diamantenfeldern in Sierra Leone grausame Methoden ein. Ihre Soldaten vergewaltigten und töteten, außerdem bildete die RUF Kinder an Sturmgewehren aus. Die sogenannten Small Boys Units (Kleine-Jungen-Einheiten) galten als besonders kaltblütig. Während des Prozesses gegen Sesay, Kallon und Gbao berichteten 75 Zeugen von den Gräueltaten der RUF. Während des Bürgerkriegs in Sierra Leone wurden rund 120.000 Menschen getötet. Zehntausende weitere Menschen wurden verletzt.

Die RUF wurde vom ehemaligen Staatschef des Nachbarlandes Liberia, Charles Taylor, unterstützt. Dieser muss sich selbst wegen Kriegsverbrechen vor dem Sondertribunal für Sierra Leone verantworten. Er sitzt in Den Haag in Haft. (APA)