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Das Projekt "one2one" der TU Graz, in dessen Rahmen brauchbare Kleinstwohnungen für Singles entwickelt wurden, belegte in der Kategorie Institute und Fakultäten beim diesjährigen Baupreis den 2. Platz.

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Entdeckt wurde dabei auch die Zukunft des Wohnens. 

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Vergangenen Donnerstag wurde im Tech-Gate in der Donau-City Wien der Österreichische Baupreis verliehen. Ausgezeichnet wurden innovative und - besonderes Augenmerk - ökonomisch anwendbare Projekte auf dem Gebiet der Architektur und Bauplanung. Insgesamt stellte die Immobilien Privatstiftung 220.000 Euro Preisgeld zur Verfügung. "Unser Ziel ist es, in die Förderung des Immobilien-Wesens zu investieren", sagt Erich Hampel, Vorstand der Immobilien Privatstiftung, "dementsprechend wichtig ist es, sichtbare und nachvollziehbare Impulse zu setzen."

Hohe Qualität

Was heuer besonders auffällt: "Die Qualität der 88 Einreichungen war im Vergleich zu den Vorjahren deutlich höher", erklärt Architekt Hans Lechner, Juryvorsitzender, auf Anfrage des STANDARD. Unter den Preisträgern finden sich nicht zuletzt einige interessante Beiträge zum Thema Wohnen.

Der erste Preis in der Sparte Architekten und Ingenieurkonsulenten ging an Walter Stelzhammer für seine langjährige Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Bereich des verdichteten Flachbaus. Was sich im Fachjargon zunächst etwas trocken anhört, stellt sich in der Praxis als clevere Wohntypologie für Grundstücke mit einer vorgeschriebenen hohen Verbauungsdichte heraus.

"Es gibt einen wichtigen und effizienten Trick", so Stelzhammer, "die Häuser werden mehr oder weniger nach innen gestülpt und beziehen auf diese Weise einen wesentlichen Anteil des benötigten Tageslichts über einen Innenhof." Auf diese Weise sei es möglich, den Vorgaben von Grundstückswidmungen und Bebauungsplänen gerecht zu werden, ohne dabei das menschliche Maß aus den Augen zu verlieren.

Unsichtbare Nachbarn

"Es ist unwürdig, in einer so hohen Dichte zu wohnen, wenn einem ständig der Nachbar ins Fenster blickt. Der Vorteil in einem Hofhaus ist, dass es im sichtbaren Bereich keine Nachbarn gibt." Der Innenhof sei nicht nur ein wertvoller privater Außenraum, sondern habe auch ökologische Vorteile. Das Licht von oben schafft gegenüber einem herkömmlichen Fenster die fünffache Ausbeute. Fazit: Man benötigt weniger Strom für künstliche Beleuchtung und kann auf diese Weise Energie sparen.

Preiswürdig schien der Jury auch das Wohnprojekt "one2one", das in der Kategorie Institute und Fakultäten beim diesjährigen Baupreis den 2. Platz belegte. "Wir wollten untersuchen, was die Mindestgröße für eine vollwertige Wohnung mit allen für den Alltag nötigen Funktionen ist", sagt Peter Schreibmayer vom Institut für Architekturtechnologie, TU Graz.

Haus mit elf Quadratmetern

Gemeinsam mit seinen Studenten entwickelte er eine Containerlösung, die die unterschiedlichen Wohnfunktionen Kochen, Essen, Wohnen und Schlafen in verschiebbaren Boxen platzsparend verstaut. "Man braucht ja nicht alles gleichzeitig", so Schreibmayer, "je nach Wunsch kann ich mir mit einem einzigen Handgriff jenen Bereich aufschieben, den ich gerade brauche. Fazit: "Die kleinste Wohnung mitsamt fix installierter Dusche und WC kommt mit elf Quadratmeter Nutzfläche aus. Ich betone, das ist das Minimum, nicht das Optimum."

In einem langwierigen Prozess wurde die Wohnbox "one2one" so lange verändert, bis sie schließlich eine brauchbare und in dieser Form zumutbare Größe erlangte. "Wir haben herausgefunden, dass der Komfort bei etwa 16 Quadratmetern beginnt", erklärt der TU-Professor.

40 Prozent Einsparung pro Quadratmeter

Den ersten Praxistest hat die billige Bleibe bereits hinter sich: Im Rahmen des internationalen Development-Programms Sarch wurde ein Container nach Johannesburg überstellt, wo er nun als Wohnhaus genutzt wird. Schreibmayer: "Ich denke, dass sich diese Wohnform auch bei uns etablieren wird. 40 Prozent Einsparung an Baukosten pro Quadratmeter gegenüber einem Einfamilienhaus sind ein hieb- und stichfestes Argument."

Weitere Preisträger des Österreichischen Baupreises: querkraft architekten, the next enterprise , Lutz Sparowitz (1. Preis in der Sparte Institute und Fakultäten), Ardeshir Mahdavi und Roman Lackner.  (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.4.2009)