Das dreiköpfige Team von Zoozoozoo aus Hamburg lässt Bilder mit Rhythmen kollidieren.

Foto: Soundframe

Wien - "Stroboskop quasi als Urform der Visuals", so kommentiert Eva Fischer, Kuratorin und künstlerische Leiterin des Soundframe-Festivals, eine der simpelsten, aber auch witzigsten Arbeiten der Ausstellung: Stroboschach von Rainer Haslhofer besteht, wie der Titel sagt, aus einem Schachbrett und einer Stroboskoplampe, die Erinnerungen an früheste Disco-Erlebnisse zu wecken vermag.

Entstanden ist sie aus der Leidenschaft des Künstlers für das strategische Spiel. Im Selbsttest fand er heraus, dass sich Techno-Musik mit seinem Vier-Viertel-Takt auf die Konzentration eher förderlich auswirkt. Seither manipulieren sich die Kontrahenten mittels Stroboskopflackern - eine eher analoge Form des Remixes. Es gebe überdies auch einen Rückschritt, ein Wiederaufleben der reinen Light-Shows in der VJ-Szene, erzählt Fischer: "Einige VJs verstehen sich wieder mehr als Lichtproduzenten."

"Evolution remixed!" ist das Motto der heurigen Festival-Präsentation, die sich nach 60 und 700 Quadratmetern in den Vorjahren nun auf 1200 Quadratmetern ausbreitet und im Juni beim Moka-Festival in Lubljana gezeigt wird. Rund 60 nationale und internationale Positionen zur Visualisierung elektronischer Musik präsentiert Fischer auf vier Themeninseln: "Evolution" zu Historie und Vorreitern des Genres, für deren Recherche sich die Kuratorin mehr als 100 Jahre in die Vergangenheit bewegte: Die Synästhesie, mit der sich der Filmemacher und Pionier des abstrakten Films Oskar Fischinger beschäftigte, entwickelte etwa Theorien zum Farbenhören und ordnete bestimmten Farben entsprechende Töne zu. "Evolution remixed", stellt Künstler vor, die sich auf diese Vorreiter der visuellen Techniken beziehen, so wie etwa Harald Hunt, der in der Animation All people is plastic unter anderem auf Großstadtvorstellungen Fritz Langs aus dessen Film Metropolis bezieht. Die Kapitel "remix" stellt künstlerische Strategien und Techniken, "contemporary" die aktuellsten Stile und Protagonisten vor.

Zu bemerken sei derzeit die gegenseitige Befruchtung von Street-Art und Visual-Szene. Drawvolution aus Wien hat eine interessante neue Technik gefunden. Auf phosphorisierenden Leinwänden werde mit Lichtquellen gezeichnet, Spuren, die nach fünf Minuten wieder verschwinden. Per Video dokumentiert, können die Bilder später in Schichten überlagert werden. Mit sogenanntem Light-Writing beschäftigt sich auch Lichtfaktor aus Köln, die mit den Möglichkeiten der Langzeitbelichtung, des Stop-Motion-Films und der Malerei spielt und damit witzige, Science-Fiction-beeinflusste Geschichten in den nächtlichen Stadtraum zaubern.

Neben einer Vielzahl von Präsentationen auf Monitoren sind vor allem die installativen Präsentationen raumbestimmend: Eine der lyrischsten Arbeiten ist Stroem von Ambient Art Lab, einer Plattform aus Wien. Stroem schläft oder spielt solange seine eigenen leisen Stücke bis die Besucher eingreifen und durch Bewegungen sowie am Mikro erzeugten Sounds die Visualisierungen beleben.

Mxzehn aus Weimar beeindrucken mit ihrer technisch ausgeklügelten Projektionsskulptur, konstruiert aus rohen Dachlatten und Pappe, die wie ein zerborstenes Haus in eine Ecke des Raumes geschlichtet ist. Das komplexe Gebilde wurde aufwendig abgetastet, um danach die einzelnen Flächen von Splitter bespielen zu können: Ein Tanz der Lichter.

Zu beeindrucken weiß auch die Installation von Luma.Launisch (Florian Tanzer und Astrid Steiner) aus Wien. Ihre vierteilige Raumprojektion verdichtet sich zu einem audiovisuellen Gedicht über die Atmosphäre der Clubkultur in den drei Metropolen New York, Berlin und Wien. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.4.2009)