Demütigend: Slowakische Polizeibeamte zwingen Kinder, sich gegenseitig zu ohrfeigen und vor laufender Kamera nackt auszuziehen. Das Video, das die Zeitung Sme am Mittwoch veröffentlicht hat, ist ein Skandal.

In den vergangenen Jahren haben Vertreter der slowakischen Exekutive wiederholt für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Nur ein paar Beispiele aus den vergangenen Jahren: Hassparolen beim Schießtraining, der mögliche Missbrauch des Abhörsystems, Fluchthilfe und sexuelle Belästigung gehörten zu den Vorwürfen, die in slowakischen Medien gegen die Polizei erhoben wurden.

Hinzu kommt, dass die Opfer Roma sind. Angehörige dieser Minderheit werden nicht nur in der Slowakei diskriminiert. Doch Armut, Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung kennzeichnen ihre Lage in dem Nachbarland stärker als in den meisten anderen europäischen Ländern. 100.000 Roma, so Schätzungen, leben dort in Siedlungen ohne elementare Infrastruktur. Die Misshandlungen wären kaum vorstellbar gewesen, würde es sich nicht um Roma-Kinder handeln.

Der Polizeipräsident hat so reagiert wie auf andere Vorfälle: Die Verantwortlichen werden suspendiert, die Vorgesetzten degradiert, Ermittlungen eingeleitet. Das ist zwar unmittelbar die richtige Maßnahme, aber es genügt nicht, um solche Fälle in Zukunft auszuschließen. Ohne ausreichende strukturelle Maßnahmen, Trainingsprogramme und harte Strafen gegen die Täter wird es ähnliche Vorfälle auch in Zukunft geben. Umso mehr, wenn offener Rassismus gegen Roma in der Slowakei weiter salonfähig bleibt.(Julia Raabe, DER STANDARD Printausgabe 9.4.2009)