Die ProSiebenSat.1-Gruppe hat vor, sich von einem großen Teil seines Internetgeschäfts zu trennen. Wie die Financial Times Deutschland (FTD) berichtet, sollen mindestens sechs der insgesamt neun Online-Beteiligungen zur Disposition stehen. "Wir können uns vorstellen, uns von Bereichen abseits des Kerngeschäfts zu trennen, wenn wir dafür einen guten Preis bekommen", zitiert die Wirtschaftszeitung einen Konzernsprecher des Medienunternehmens. Gesucht würden unter anderem Partner und Käufer für das Online-Netzwerk Lokalisten.de und die Wissensplattform wer-weiss-was.de. Die Online-Portale der eigenen Sender sowie das Gemeinschaftsunternehmen Maxdome würden hingegen nicht verkauft werden, so die Informationen der FTD.

Keine Bestätigung

"Nein, das kann ich nicht bestätigen", dementiert Marcus Prosch, Leiter der Unternehmenskommunikation des Hauptgesellschafters der ProSiebenSat.1-Gruppe SevenOne Intermedia, im Gespräch mit pressetext den aufgetauchten Bericht. "Fakt ist, dass wir eines der besten Portfolios im deutschen Internetmarkt haben und uns nicht von Assets trennen müssen", stellt Prosch klar. Von einem "Notverkauf" könne deshalb sicherlich keine Rede sein. "Wie alle Player in diesem Markt fokussieren wir auf das Kerngeschäft. Nur wenn mit einem Verkauf ein positiver Return zu erzielen ist, würden wir kerngeschäftsferne Portale veräußern", erläutert der Unternehmenssprecher. Bei billiger.de sei das bereits der Fall gewesen. "Ob das auch für andere Angebote gilt, ist derzeit völlig offen. Aktuell gibt es keine konkreten Verkaufsabsichten", betont Prosch.

Kerngeschäft

Von einem Rückzug aus dem Online-Netzwerk Lokalisten.de will auch Marjus Englert, Vorstand der ProSiebenSat.1-Gruppe, nichts wissen. Die Community-Plattform, die laut neuesten AGOF-Zahlen im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2008 im Durchschnitt rund 1,42 Mio. Unique User pro Monat verzeichnet hat, zähle zum Kerngeschäft der Sendergruppe und werde nicht abgestoßen. Man könne sich allerdings vorstellen, "das mit einem Partner voranzutreiben", so Englert laut FTD-Bericht. Auch am Videoportal MyVideo wolle der TV-Konzern unbedingt festhalten. Der Dienst sei ideal, um Fernsehformate im Web zusätzlich auszuwerten oder Werbung für TV-Sendungen zu produzieren.

Verschlechterung

Mehrheitseigentümer der ProSiebenSat.1-Gruppe sind die Finanzinvestoren Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und Permira. Seit der Übernahme der Senderkette SBS vor mittlerweile anderthalb Jahren hat sich die finanzielle Situation des Münchner TV-Konzerns zunehmend verschlechtert. Laut FTD hat der Schuldenstand des Unternehmens Ende 2008 rund 3,4 Mrd. Euro erreicht. Um die Schuldenlast auf ein erträgliches Maß zu senken, prüfe man nun über alle Sparten hinweg mögliche Verkäufe. Zu den Online-Beteiligungen der Sendergruppe gehören neben den bereits erwähnten Seiten auch Reise.de, Wetter.com, Webnews, Autoplenum oder Lovesearch. (pte)