Die "trockengelegten" Altfahrzeuge stapeln sich auf dem Gelände der Schredderbetreiber und Altauto-Verwerter. Mit der Prämie steigt die Arbeit, nicht aber der Preis.

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"Wir müssen oft früher aufsperren, sonst käme es auf der Autobahn zu einem Stau" , sagt Andreas Nowak, Standortleiter von Scholz Rohstoffhandel in Laxenburg, südlich von Wien. Der Schredderbetrieb, der eine nahe Autobahnabfahrt hat, hat seit Einführung der Verschrottungsprämie, Pardon, Ökoprämie für Altwagen, alle Hände voll zu tun. Die Auto-Transporter, die den Händlern Neuwägen zuliefern, nehmen die ausgemusterten Vorgänger-Altautos mit und liefern sie gleich an einen Auto-Entsorgungsbetrieb oder aber an eine der neun Schredderanlagen in Österreich. Und da kann es manchmal zu einem Stau kommen, der bis zur Südautobahn reicht.

Keine große Freude

Doch sind die "Tandler" , wie Schrotthändler altwienerisch genannt werden, nicht automatisch euphorisch über den Boom, den ihnen die Regierung da verschafft hat. Wie alle Altstoffpreise ist auch der Schrottpreis wegen des schwachen Wirtschaftsmotors am Boden. Und die vielen, vor dem Jahr 1996 gefertigten Autos, die jetzt ausrangiert werden, weil der Besitzer bei einem Fahrzeug-Neukauf eine Prämie lukrieren kann, verschärfen den Preisverfall nochmals.
Auch ist so ein Auto zu entsorgen eine ziemliche "Hackn" , wie Josef Metzker von Autometzker ausführt. Damit die Umwelt nicht leidet, etwa, weil Altöle ausrinnen, und damit die vielen Stoffe, aus denen so ein Auto besteht, sorgsam getrennt und wieder recycelt werden können, bedarf es unzähliger Arbeitsschritte. "Wir bereiten für den Schredder auf" , sagt Metzker. Er sitzt in seinem Büro, das aus alten Autoteilen besteht: Er selbst sitzt auf einem Schalensitz aus einem Saab 900 - "sehr bequem" -, und der Besuchersessel aus einem Renaul Megan Scenic kann notfalls zu einem Beistelltischchen zusammengeklappt werden.
Wiederverwendung, Weiterverwertung, Re-Using heißt das Motto beim Auto-Tandler. Entweder zur Verschredderung oder für die vielen Mechaniker, die sich hier exakt das Teil besorgen, das sie benötigen. Halt gebraucht, und deshalb um rund einen Faktor zehn billiger. Metzker hat dafür ein riesiges Verschleißteilelager aufgebaut, von dem er stolz sagt: "Das schaut zwar aus wie ein wirrer Haufen, ist es aber nicht." Eine Datenbank gibt darüber Aufschluss, welches Teil wo in den weitläufigen Hallen liegen.

Trockenlegung

Um ein Auto für den Schredder bereitzumachen, wird es zuerst einmal "trockengelegt" . Das heißt, Kraft- und Kühlstoffe sowie Öle werden abgelassen. Die Batterien und die Reifen werden aus- und abgeschraubt. In dieser leicht ausgehöhlten - der Wiener sagt "entbeinten" Form - kann das Auto dann auch auf einer Wiese aufeinandergestapelt werden - da rinnt nichts mehr aus.
Für eine Tonne Altauto, entbeint, bekam der Autoverwerter noch vor einem Jahr rund 150 Euro. Jetzt sind es nur mehr 40 Euro, klagt Metzker, der die trockengelegten, gestapelten Autos deshalb einmal auf Halde gelegt hat.
Beim Schredder in Laxenburg geht der Abschied von den Altautos weiter: Bevor das Auto im Schredder in kleine Teile von drei bis 20 Zentimeter geschreddert, also zerrissen wird, wird auch dort trockengelegt. Die Schredderteilchen werden maschinell sortiert. Erster Schritt dabei ist, die Metalle mittels Magnet herauszusortieren. "Wir bekommen da einen sehr brauchbaren Aluminiumschrott" , sagt Nowak. Selbst derzeit sind für diese Art von Schrott, der die Qualitätsbezeichnung E40 hat, rund hundert Euro die Tonne zu bekommen. Vor einem Jahr waren es an die 400 Euro.

Mitzahlen an der Prämie

In die Kalkulation müssen die Schredder auch einfließen lassen, dass sie an der Ökoprämie mitzahlen, wie Nowak erklärt. 70 Euro der 1500 Prämieneuro kommen von den Schreddern: Damit sei für die Branche das ganze Geschäft, das sich aus der Ökoprämie ergibt, bestenfalls ein "Durchlaufposten" , erklärt Nowak.
Auf der Habenseite steht, dass der Schrott von den Altautos ausgezeichnet ist. Weil da noch viel Metall verwendet wurde. Das wird sich mehr und mehr ändern, meinen Metzker und Nowak unisono. Moderne Autos bestehen aus Legierungen, Verbundstoffen und aus Plastikteilen. Nix Besonderes für einen gestandenen Altmetall-Tandler. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 10.4.2009)