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Die feinen Aerosol-Partikel entstehen unter anderem auch bei Buschbränden. Ihr Beitrag zur Klimaerwärmung wurde laut der aktuellen Studie bislang unterschätzt
New York/Wien - Obwohl Treibhausgase im Zentrum der Diskussion über globale Erwärmung stehen, kommt eine aktuelle Studie der NASA zur Auffassung, dass ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen und Luft - so genannte Aerosole - seit 1976 viel zur Erwärmung über der Arktis beigetragen haben. Die feinen Aerosol-Partikel, die einerseits bei Verbrennungsvorgängen, andererseits aber auch durch Vulkanausbrüche, Staubstürme und Ozean-Plankton entstehen, wurden lange Zeit als kühlend für die Erdoberfläche beschrieben.
Studienleiter Drew Shindell vom NASA Goddard Institute for Space Studies in New York hat ein gekoppeltes Ozean-Atmosphären-Modell verwendet, um zu untersuchen, wie sensitiv verschiedene regionale Klimate auf Veränderungen von CO2, Ozon und Aerosole reagieren. Besonders betroffen sind Regionen in mittleren und hohen geographischen Breiten.
Im Modell kommt der Forscher sogar zum Schluss, dass die Aerosole für 45 Prozent oder mehr für die Erwärmung der Arktis in den vergangenen drei Dekaden verantwortlich sind, berichtet der Wissenschaftler im Fachmagazin Nature Geoscience. Insbesondere zwei Aerosoltypen spielen im globalen Klimageschehen eine wesentliche Rolle Sulfate und Ruß - beides Produkte menschlicher Aktivitäten.
Weniger Sulfate, mehr Ruß
Die Sulfate stammen von den Verbrennungsvorgängen von Kohle und Öl. Sie streuen die in die Atmosphäre eindringenden Sonnenstrahlen und sorgen daher für Abkühlung. Durch zahlreiche gesetzliche Verordnungen in den USA und in Europa konnten die Sulfat-Emissionen in den vergangenen 30 Jahren um 50 Prozent verringert werden. Im selben Zeitraum ist die Rußmenge permanent und kontinuierlich gestiegen. Ruß entsteht bei Verbrennungsvorgängen in Industrie und Verkehr und absorbiert die eingehende Sonnenstrahlung. Dadurch trägt Ruß zur Erwärmung bei.
In der Arktis konnten die Forscher in den vergangenen 30 Jahren die weltweit höchsten Temperaturanstiege - insgesamt 1,5 Grad Celsius - feststellen. Da im südlichen Bereich des Äquators wesentlich geringere industrielle Aktivitäten stattfinden - hier fehlen auch die großen Ballungszentren - fällt die Klimaerwärmung am Südpol weitaus geringer aus. Hier stieg die Temperatur in den vergangenen 30 Jahren um 0,35 Grad Celsius.
"Wir dachten zuerst, dass Aerosole nur einen geringen Anteil an der Klimaerwärmung haben. Das mussten wir allerdings revidieren", meint Shindell. Aerosole sind relativ kurzlebig und bleiben nur für wenige Tage oder Wochen in der Atmosphäre, während Treibhausgase hunderte Jahre dort verbleiben können. Experten gehen davon aus, dass wirksamer Klimaschutz möglicherweise besser durch die Verminderung der Aerosole erreicht werden könnte. (pte/red)