Wie Schildkröten, die ihre Köpfe und Beine einziehen, so versteckten sich die moldauischen Polizeibeamten am Dienstag unter ihren Schutzschilden, als ein paar hundert Demonstranten sie mit Pflastersteinen eindeckten. Dann zogen sie sich unter dem Schilderschirm im Kollektiv langsam zurück und ließen den Randalierern Zutritt zum Parlament. Der Auftritt war nicht gerade exemplarisch für ein autoritär-oppressives Regime. Andererseits werden in ganz Moldau seit Tagen Lehrer und Eltern instruiert, ihren Kinder zu verbieten, zu Demos zu gehen, Uni-Rektoren sollen Studenten zum Daheimbleiben überreden.
Das Bild von einer Revolution, die zu mehr Demokratie führen soll, passt trotzdem nicht zu den Ereignissen in Chisinau, so sehr sich auch rumänische Medien darum bemühen, indem sie die moldauischen Kommunisten zum Feindbild stilisieren. Die wurden nämlich tatsächlich gewählt, und dazu waren gar keine großen Wahlfälschungen notwendig.
In der Republik Moldau herrscht in erster Linie die Armut und in zweiter Linie die Korruption. Und das reichte bisher aus, um die, die etwas zu verteilen haben - in dem Fall die Kommunisten -, an der Macht zu halten. Die Verstimmungen - Chisinau wirft Bukarest vor, hinter den Demos zu stecken - könnte aber Moldau weiter von Europa entfernen. Denn das Partnerschaftsabkommen, mit dem die EU Moldau enger an sich binden will, ist nun befrachtet. Rumänien, das bereits hunderttausende Pässe an das Land mit nur 3,3 Millionen Einwohnern verteilte, hat mit dieser aggressiven Nachbarschaftspolitik zu der Misere beigetragen. (DER STANDARD, Printausgabe, 10.4.2009)