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Ein unerwartetes Ostergeschenk machte die zu den führenden US-Instituten zählende Großbank Wells Fargo den Anlegern. Weil sie im ersten Quartal einen Rekordgewinn von 3 Milliarden Dollar einfuhr, zog die Bank stolz die Bekanntgabe erster Zahlen vor.

Foto: AP/Rothermel

Washington/New York - Gerade rechtzeitig zu Ostern keimt in der US-Bankenbranche Hoffnung auf neues Leben nach der Finanzkrise. Erste Häuser zahlen staatliche Kapitalspritzen zurück und die führenden Banken des Landes haben Medienberichten zufolge den "Stress-Test" der Regierung zu ihrer Überlebensfähigkeit im Prinzip bestanden. Derzeit prüft das US-Finanzministerium bei den 19 größten Banken des Landes mit Hilfe dieser Stresstests, ob deren Bilanzen auch eine sich vertiefende Rezession überstehen.

Die Prüfungen dürften zeigen, dass einige Banken unter den getesteten Bedingungen einen beachtlichen Kapitalbedarf haben, hieß es gestern aus informierten Kreise. Dies sei aber nicht verwunderlich. Die Ergebnisse der Tests dürften wohl Ende April bekanntgegeben werden, wenn die Banken ihre Quartalszahlen schon veröffentlicht haben.  Die Finanzmärkte warten mit Spannung auf die Ergebnisse der Tests. US-Präsident Barack Obama wird sich heute, Freitag, mit den wichtigsten Behördenvertretern treffen, um die Bankentests zu besprechen.

Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit schlägt aber nach den Feiertagen, wenn die meisten Finanzkonzerne ihre Zahlen zum ersten Quartal vorlegen.

Ein unerwartetes Ostergeschenk machte die zu den führenden US-Instituten zählende Großbank Wells Fargo den Anlegern. Weil sie im ersten Quartal einen Rekordgewinn von 3 Mrd. Dollar (2,26 Mrd. Euro) einfuhr, zog die Bank stolz die Bekanntgabe erster Zahlen vor. "Unser Geschäft ist gut in Schwung", sagte Chef John Stumpf. Die Börsen auf beiden Seiten des Atlantiks legten prompt einen Freudensprung hin.

Einige Top-Banken hatten zuletzt ebenfalls signalisiert, dass es zu Jahresbeginn etwas besser gelaufen sei. Im Schnitt erwarten Analysten für den US-Finanzsektor im ersten Quartal zwar 33 Prozent niedrigere Gewinne als vor einem Jahr. Dies wäre aber immerhin weniger schlecht als der Schnitt aller Branchen mit einem Minus von knapp 37 Prozent, wie Thomson Financial ermittelte.

Goldman Sachs am Dienstag

Die erste Nagelprobe steht am Dienstag Goldman Sachs bevor. Zuletzt war die Investmentbank erstmals seit dem Börsengang vor zehn Jahren in die roten Zahlen gerauscht. Nun sagen Experten wieder einen klaren Gewinn vorher. Den soll es am Donnerstag auch bei J.P. Morgan Chase geben. Trotz eines heftigen Gewinneinbruchs steuert der Tanker bisher besser durch den Sturm als der große Rest der Branche.

Erneut tiefrote Zahlen sind dagegen laut Analysten am nächsten Freitag bei einem der größten Verlierer der Finanzkrise zu erwarten: Der einst weltgrößte Finanzkonzern Citigroup kämpft weiter schwer, auch wenn sich Chef Vikram Pandit zuletzt optimistisch gab und der gebeutelten Aktie einen Schub bescherte. Höchste Zeit. Schon lange wird über die Zukunft des erst seit gut einem Jahr amtierenden Bosses spekuliert.

Pandits Schicksal hängt auch von US-Präsident Barack Obama ab. Der Staat hält nach Milliardenhilfen inzwischen bis zu 36 Prozent an der Citigroup. Seit Obama vor zwei Wochen General-Motors-Chef Rick Wagoner absägte, müssen auch Bankenchefs zittern. Finanzminister Timothy Geithner drohte "außergewöhnlich" hilfsbedürftigen Banken offen mit einem Chefwechsel.

Warnschüsse aus dem Weißen Haus

Die Branche nimmt die Warnschüsse aus dem Weißen Haus ernst. Wer immer kann, will erhaltene Staatsgelder alsbald zurückzahlen und so auch Washingtons Zugriff auf Strategie und Managerboni abschütteln. Allen voran ist Goldman Sachs die im Herbst eher unwillig angenommene Staatshilfe mehr als lästig. Inzwischen spricht Chef Lloyd Blankfein nur noch vom Zurückzahlen.

Wohl auch, um in Washington den politischen Boden für die Rückgabe zu bereiten, geißelte Blankfein die eigene Branche ungewohnt heftig: Die Banken seien durch ihr Versagen in der Krise "tief gedemütigt", einige Managergehälter seien "selbstsüchtig" und "gierig" gewesen. Blankfein selbst bekam zwar 2008 keine Prämie, hatte aber für das Jahr 2007 mit einem Bonus im damaligen Volumen von 67,9 Mio. Dollar einen Wall-Street-Rekord aufgestellt.

Ans Zurückzahlen denken aber längst noch nicht alle Banken. Im Gegenteil: Der "Stress-Test" zur Belastbarkeit der 19 größten Finanzhäuser ergab laut "New York Times" auch, dass eine ganze Reihe noch einen Nachschuss brauchen wird. Von einer Erholung auf breiter Front ist die Branche weit entfernt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet nach unbestätigten Berichten, das sich die Summe von Giftpapieren bei Banken und Versicherungen im Vergleich zu früheren Schätzungen auf 4 Bill. Dollar verdoppeln könnte.

Voreilige Freude

So mancher Analyst bremst zudem voreilige Freude über kommende bessere Bankenzahlen. Schon bald könnten einige Finanzhäuser von einer Lockerung der Bilanzregeln profitieren. Sie bekommen mehr Spielraum etwa bei der Bewertung fauler Papiere. Banken könnten sich damit "schönrechnen", schimpfen Kritiker und warnen bereits vor der nächsten Krise.

Wells Fargos Gewinn fiel mehr als doppelt so hoch aus wie von Analysten im Schnitt erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresquartal kletterte der Überschuss um rund 50 Prozent. Erst im Dezember hatte die Großbank den angeschlagenen Rivalen Wachovia übernommen. "Unser Geschäft ist gut in Schwung", sagte Bankchef John Stumpf. Die Wells-Fargo-Aktie schoss gestern zeitweise um mehr als 30 Prozent auf knapp drei Dollar in die Höhe.

Noch im Schlussquartal 2008 war Wells Fargo erstmals seit vielen Jahren mit mehr als 2,3 Mrd. Dollar in die roten Zahlen gerutscht. Die Bank gehört zu den mit Milliardenhilfen der US-Regierung gestützten Instituten. Für die Kapitalspritze musste die Bank dem Staat im ersten Quartal 372 Mio. Dollar an Dividende zahlen. Wells Fargo mit Sitz in San Francisco fuhr den Gewinn trotz nochmals hoher Belastungen ein. Allein an Abschreibungen wurden weitere 3,3 Mrd. Dollar fällig. In die Risikovorsorge flossen zusätzliche 4,6 Mrd. Dollar etwa für notleidende Kredite.

Die Erlöse kletterten auf 20 Mrd. Dollar. Im bisherigen Wells-Fargo-Geschäft lag der Zuwachs bei 16 Prozent. Wells Fargo hatte die vorläufigen Zahlen überraschend veröffentlicht. Ihre endgültigen Ergebnisse für das erste Quartal will die Bank am 22. April vorlegen. (APA/DPA/Reuters)