Das ständige Gerede von der Opel-Krise kann man schon bald nicht mehr hören. Ständig dieser Theaterdonner. Deshalb befassen wir uns hier mit ersten Testeindrücken. Vom Insignia. Es ist nämlich so: Mit Opels neuem Topmodell fährt quasi der Blitz in die Passat-Liga rein. Was auch insofern erstaunlich ist, als Opel hier nach dem zuletzt ziemlich glücklosen Vectra bereits abgemeldet schien – und nun das. Ein Super-Vectra, was sagen wir: mehr schon ein Omega-Erbe, so oberklassig kommt das neue Topmodell daher.
Bevor die ersten Dieseltestwagen eintreffen, wollte Opel Austria uns noch rasch Gelegenheit geben, den 2,0-Liter-Benziner mit 220 Turbo-PS zu testen. Weiters im Paket: Allrad und 6-Gang-Automatik. Diesbezüglicher Testeindruck? So perfekt abgestimmt, wie man es von einem deutschen Automobilkonfektionär (als der sich Opel mit diesem Auto endlich wieder einmal nachdrücklich in Erinnerung rufen will) gewohnt ist. Ingenieursgeist vor Marketinggeflunkere, ein sehr sympathischer Zugang.
Es wirkt der 4-Zylinder-Otto also trotz Allrad außerordentlich spritzig und gaspedalreaktionswillig, die Automatik weiß jederzeit, wann der optimale Zeitpunkt zum sanften Gangwechsel gekommen ist, und 4 x 4 sorgte sozusagen für 16-mal mehr Traktion in den Unbillen spätwinterlicher Schnee-, Gatsch- und Nassfahrbahnen. Proletarische vier Zylinder? Downsizing – jenes Zauberwort, mit dem Ingenieure aristokratischere motorische Gebinde vorgaukeln – sorgt in dem Fall dafür, dass ein Zweiliter-Turbo Fahrwerte wie in einem V6 ermöglicht, die Maschine aber erstens deutlich leichter, und zweitens ein gutes Stück sparsamer ist.
Als Testergebnis kamen wir auf rund zwölf Liter je 100 km, kein Sparwunder, aber ein doch erstaunlich brauchbarer Wert, wenn man den Allrad bedenkt und den Umstand, dass wir fast ausschließlich innerstädtisch sowie ein bisserl autobahnend zu Werke gingen. Und zudem gern das Sport-Knopferl in der Mittelkonsole drückten. Opel-Kenner wissen: Das ist die Scharfmachertaste. Aktiviert quasi den Nachbrenner. Lenkung und Gaspedal sprechen direkter an, das Fahrwerk spannt die Muskeln, reagiert mit Straffheit also auf die Herausforderung. Im automobilen Normalleben wird man die aber wohl nicht so häufig drücken.
Beim Design gibt es nur wenige, die den Insignia nicht als gelungen empfinden. Das sind selbstbewusst und stilsicher gestaltete 4,83 Meter repräsentative Limousine. Und wem die üppigen 500 Liter Kofferraum mickrig erscheinen, der kann ja zum Kombi greifen. Erstaunlich übrigens, wie viel (auch Sicherheits-)Technik zum vergleichsweise günstigen Anschaffungspreis Opel schon serienmäßig in den Insignia verbaut – vieles davon Features, die, wenn überhaupt, derzeit erst in der Premium-Liga erhältlich sind. So lautet unser Testfazit: Wenn Opel weiter Menschen auf diese Art bewegt, ist ja alles gut. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/10.4.2009)