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Food-Design "Pimmel-Brötchen"

Foto: APA

Wien - "Mhhh, das ist gut!" - Essen hat mit Genuss zu tun, aber auch mit Lifestyle. Denn wie Lebensmittel schmecken, wird unter anderem von fünf globalen "Mega-Trends" beeinflusst. "Diese Trends drücken aus, wie die Konsumenten ticken", erklärte Jean-Luc Vaugrante, Vertriebschef der Frankreich-Niederlassung des Schweizer Aromen- und Riechstoffherstellers Givaudan. Körper und Seele, Retrospektive (das "Altbewährte"), Individualismus, das für viele verschiedene Aromen stehende Wunderland und das "Genuss"-Prinzip seien zurzeit jene Strömungen, die die Menschen bewegen.

Die Lebensmittelindustrie benutzt diese Trends, um ihre Innovationen den Zielgruppen anzupassen. Dem Geschmack kommt dabei die Funktion zu, dem Produkt einen "Mehrwert" zu verleihen, so Vaugrante. Kommt ein neues Aroma auf den Markt, dann ist es zuerst in Getränken zu finden. "Der Cranberry-Geschmack wurde anfangs für Saft und erst später, als die Menschen damit vertraut waren, für Lebensmittel verwendet", erklärte Givaudan-Marketingleiterin Anne de Vos.

Gesundheitsaspekt

"Du bist, was du isst" lautet die Devise von Trend Nummer eins: Körper und Seele. "Man will gesund sein und sich gut fühlen, das Gewicht ist ein Thema", weiß de Vos. Im Einkaufswagerl landen biologische Lebensmittel, Gemüse und Früchte. Auch die Nahrungsmittelindustrie sprang auf diesen Trend auf, und begann mit neuen Innovationen die Bedürfnisse der KonsumentInnen zu befriedigen. "Wellness-Drinks, Tees, die aufputschen oder entspannen oder generell 'Functional Food', das sind mit Zusätzen angereicherte Lebensmittel fallen in diese Kategorie", so die Expertin. Grundsätzlich gilt für das gesundes Essen: Frisch soll es schmecken. Typische Noten sind Zitronengras, Ingwer, Guarana.

Kindheitserinnerungen

"Zurück zur guten alten Zeit", so lässt sich Trend Nummer zwei, die Retrospektive beziehungsweise das Altbewährte, am Besten beschreiben. In Sachen Ernährung heißt das: "Die Menschen greifen zum Beispiel zu Lebensmitteln, die sie schon seit ihrer Kindheit kennen und wo sie wissen: 'Das schmeckt'", erklärte de Vos. Typische Klassiker seien die Karamellzuckerl "Werther's Original" oder die Haribo-Cola-Fläschen.

Individuelle Bedürfnisse

Nicht jedem schmecken oder gefallen die Produkte von Trend Nummer drei: dem Individualismus. "Es geht um mich und um meine Bedürfnisse" lautet hier die Devise. Auch beim Essen wird demnach gehandelt. "Geschmäcker sind verschieden", erklärte de Vos. Schärfe sei ein gutes Beispiel dafür: Die einen mögen starke Würze, die anderen nicht. Die Produkte sind sehr stark auf eine spezielle Zielgruppe ausgerichtet, zum Beispiel Cholesterinspiegel-senkende Joghurt-Drinks sollen die Generation 50 plus ansprechen, "Coke zero" Männer und sättigende Fasten-Drinks Frauen.

Wunder und Belohnung

Trend vier - Wunderland - verspricht Geschmacksexplosionen. "Hier geht es um möglichst viele verschiedene Aromen in einem Produkt", erklärte de Vos. Die Kaffeemarke Nespresso setzt zum Beispiel auf diesen Trend, im Sortiment hat sie nämlich Kaffeesorten aus verschiedenen Ländern.

Jede/r hat sich zwischendurch eine Belohnung verdient - hier setzt das "Genuss"-Prinzip an. Eine teure Praline, ein kleines Eis oder ein kalorienreicher Hamburger, fallen in diese Kategorie. "Man gönnt diese Kleinigkeit nur hin und wieder - es ist etwas Besonderes", erklärte die Marketingchefin. Auch auf einer "kulinarisch anspruchsvolleren Ebene" ließe sich das Prinzip umsetzen: "Die Konsumenten kaufen nicht Essig, sondern Balsamico Essig, sie wählen Moro-Orangen und nicht Blutorangen", weiß sie.

Generell gilt allerdings: Menschen lassen sich nicht nicht kategorisieren. "Sie könnten auch jeden Tag aus allen fünf Trends schöpfen, in der Früh wird zum Beispiel ein Tee zum Aufputschen getrunken, am Nachmittag hat man Lust auf einen kolumbianischen Kaffee und abends nach einem anstrengenden Arbeitstag gönnt man sich etwas Süßes", erklärte Vertriebschef Vaugrante.

Trend-Einbruch in der Krise

Großen Einfluss auf den Ernährungs-Lifestyle der Zukunft wird die Wirtschaftskrise haben, da sind sich beide ExpertInnen sicher. Es könnte daher zu einer Prioritätenverschiebung zwischen den Trends kommen. "Menschen, die zum Beispiel den Job verlieren, können sich die teureren biologischen Lebensmittel nicht mehr leisten", so de Vos. Zusätzlich regiert die Unsicherheit. In so einer Situation greifen laut Vaugrante die Konsumenten eher zu Altbewährtem und sind weniger versuchsfreudig. (APA)