Wien - Rund 650 Firmenpleiten in Österreich waren im Vorjahr auf betrügerisches Handeln zurückzuführen. Der Anteil der betrügerischen Insolvenzen an den eröffneten Verfahren betrug mit mit 230 Fällen sieben Prozent. Dazu dürften zumindest noch einmal 430 Fälle bei den mangels Masse abgewiesenen Konkursen kommen, so Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) am Freitag. Die häufigsten Insolvenzursachen waren 2008 aber nach wie vor Managementfehler mit einem Anteil von 65 Prozent.

Die meisten betrügerischen Fälle gab es traditionell am Bau. Der größte Schaden wurde jedoch von Anlagebetrüger angerichtet. Dazu kamen Bilanzfälschungen um Misserfolge zu verschleiern, wodurch Insolvenzen hinausgezögert werden. Mit diesen 650 Fällen müssten eigentlich die Strafgerichte befasst werden, so Kantner.

Fahrlässiges Verhalten

Der Anteil der Managementfehler, dazu zählen Fahrlässigkeit und persönliches Verschulden, ging im Vorjahr von 71 auf 65 Prozent zurück, geht aus der heute veröffentlichten KSV-Statistik hervor. Dabei nahm fahrlässiges Verhalten im Jahresvergleich von 21 auf 15 Prozent ab. Innerbetriebliche Fehler stiegen leicht von 39 auf 40 Prozent. Dazu zählen fehlender kaufmännischer Weitblick, Kalkulationsfehler und mangelnde Beobachtung der wirtschaftlichen Entwicklungen. Kapitalmangel blieb gegenüber dem Vorjahr mit 16 Prozent unverändert. Rechnet man Kapitalmangel zu den Managementfehlern dazu, so haben 81 Prozent der Pleiten Missmanagement als Ursache.

Wirtschaftskrise

Die wirtschaftlichen Turbulenzen haben zu einem deutlich Ruck in Richtung externe Ursachen geführt, so Kantner. Im Jahresvergleich haben die externen Einflüsse wie Veränderungen am Markt, schärferer Wettbewerb, Kreditrestriktionen oder Kunden-Insolvenz und der Ausfall von Lieferanten um 10 Prozentpunkte auf 16 Prozent zugenommen.

Dieser Anstieg habe mit der deutlichen Konjunkturabkühlung in der zweiten Jahreshälfte 2008 zu tun, so Kantner. Darüber hinaus hatten viele Unternehmen unter den hohen Öl- und Rohstoffpreisen zu leiden. (APA)