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Wie die Zukunft aussehen könnte, erfuhren Manager am Bodensee
"Wohin soll die Reise gehen? Wie wollen wir uns entwickeln?" - Im Mittelpunkt der Bodenseetage, die das Management Center Vorarlberg (MCV) vorige Woche zum zweiten Mal nach der Premiere 2007 veranstaltete, standen „Impulse zur Zukunftsgestaltung", respektive die Frage, wie man "kraftvolle Zukunftsbilder" für sich und seine Organisation findet.
"Wir verstehen Leadership als langfristiges Denken", stellte die MCV-Geschäftsführerin Marianne Grobner zum Auftakt klar: Zukunftsvisionen seien für den anhaltenden Erfolg wichtiger als Quartalsberichte. Und so wünschte sie nicht nur den rund 40 Teilnehmern und 15 Referenten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, in den zwei Tagen wertvolle Ideen für ihre zukunftsträchtige Entwicklung zu sammeln, sondern stellte auch sich selbst - in der Hoffnung, diese schließlich zu beantworten - die Frage: "Wohin soll sich das MCV entwickeln?"
Mitten auf dem Bodensee, an Bord der MS Vorarlberg, widmeten sich Experten in Workshops mit den unterschiedlichsten Ausrichtungen der Zukunftsgestaltung. So sprach etwa Andrea Scherer, HR-Managerin des Kärntner Hotels Hochschober auf der Turracher Höhe, über „Konsequente Mitarbeiterförderung als Zukunftskonzept", und André Burtscher vom MCV schilderte, wie man besondere Talente in den eigenen Reihen ausmacht.
Von Geiz und Gier ablassen
Zuvor hielt aber Rainer Peraus seinen Vortrag "Über die Grenzen der Zukunft - Wie Zukunftstrends und neue Möglichkeiten in Unternehmen entstehen". Der geschäftsführende Gesellschafter der Youtopia Consulting Group kritisierte "Geiz und Gier" als an der Wirtschaftskrise mitschuldige, "gesellschaftsfähig gewordene Paradigmen" des Geschäftslebens.
Vor diesem Hintergrund sei zu erörtern, welche Veränderung notwendig ist, um die Gesellschaft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen: Geht es darum, nur Symptome zu behandeln - oder doch um grundlegende Änderungen von Werten und Handlungsweisen?
Neues entstehe "nicht durch Evolution" - die einzig die Etablierung eines immer Besseren bringe -, "sondern durch Revolution". Es gehe um "die Zerstörung des Alten zugunsten von neuen Zusammenhängen", um „die Veränderung der Identität". Peraus fordert seine Zuhörer auf, querzudenken: "Zu erfinden, was wir nicht denken können; das zu entdecken, was noch unvorstellbar ist - darum geht es."
Sein Weg führt dabei in die Nähe fernöstlicher Philosophien, wenn er etwa vom "Innehalten" spricht, vom "Unterbrechen des Verarbeitungsstroms", vom „Leerwerden". Peraus empfiehlt den MCV-Gästen, regelmäßige, mitunter gar tägliche Teamsitzungen mit Schweigephasen von ein bis fünf Minuten einzuführen, in denen man die Sinne schweifen lässt, um die äußere Welt neu wahrzunehmen, sich aber auch auf seine innere Mitte besinnt und auf diese Weise "schöpferische Kraft" sammelt.
Noch einmal sich auf die Macht der Utopien, des Unvorstellbaren berufend, schildert Peraus, wie zu Zeiten, als die Automobilindustrie sich gerade zu entwickeln begann, ein Weltmarkt für vielleicht 5000 Autos gesehen wurde. Wer die heutige Affinität unserer Gesellschaft zum eigenen fahrbaren Untersatz vorausgesagt hätte, wäre wohl unweigerlich als Träumer belächelt worden - oder eben als ein Utopist. (Bernhard Madlener aus Bregenz, DER STANDARD, Printausgabe, 11./12./13. 4. 2009)