Prag - Einen Tag nach der Angelobung von Jan Fischer als neuer tschechischer Premier zeichnet sich die Besetzung seines Übergangskabinetts ab. Laut Zeitungsberichten soll der Karriere-Diplomat Jan Kohout Außenminister werden. Kohout war zuletzt Stellvertreter des scheidenden Außenamtschefs Karel Schwarzenberg und davor u.a. tschechischer Botschafter bei der EU. Kohout müsse dafür aber seine Mitgliedschaft bei den oppositionellen Sozialdemokraten (CSSD) ruhen lassen, wie es hieß. Die neue Regierung soll aus parteilosen Experten bestehen.

Im Frühjahr 2005 war Kohout sogar als Premier im Gespräch gewesen, als der damalige CSSD-Premier Stanislav Gross wegen der Affäre um seine Prager Luxus-Wohnung zurücktreten musste. Kohout lehnte das Angebot letztlich ab.

Als für Europa-Fragen zuständiges Regierungsmitglied im Gespräch ist Marek Mora, bisher Stellvertreter des Vizepremiers für europäische Angelegenheiten, Alexandr Vondra. Innenminister soll der jetzige Chef der Wettbewerbamtes (UOHS), Maritn Pecina, werden. Pecina, einstiger Vize-Industrieminister, hatte vor einigen Jahren als einer der ersten über den möglichen Bau von zwei zusätzlichen Blöcken im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin gesprochen.

Alle drei - Kohout, Mora und Pecina - gehören zu der von der CSSD zu ernennenden Hälfte des künftigen Interims-Kabinetts. Den bisher regierenden Parteien steht laut Vereinbarung die Nominierung der anderen Hälfte der Experten zu. So wird die Koalition des bisherigen Premiers Mirek Topolanek von der konservativen ODS den bisherigen Vize-Verteidigungsminister Martin Bartak als Chef des Verteidigungsressorts vorschlagen. Auch über die Besetzung des Finanzressort sollen Regierungsparteien entscheiden. Die Rede ist von Tomas Uvira, einem hochrangigen Beamten im Finanzministerium. Justizminister soll der Rechtsanwalt Ales Pejchal werden.

Besetzung nach Ostern

Fischer will nach Ostern über die personelle Besetzung seines Regierungsteams reden. Es gilt als wahrscheinlich, dass er die Vorschläge der Parteien akzeptiert. Die endgültige Entscheidung wird nichtsdestotrotz bei ihm bzw. bei Staatspräsident Vaclav Klaus liegen, der die Regierungsmitglieder offiziell ernennen muss. Das Kabinett Fischer soll am 9. Mai interimistisch die Amtsgeschäfte übernehmen - bis zu Neuwahlen im Herbst.

Fischer betonte nach seiner Vereidigung, er habe zwischenzeitlich einen Stellvertreter mit seinen Aufgaben im Statistischen Zentralamt (CSU) betraut: "Ich verlasse den Posten als CSU-Leiter nicht", sagte er laut der Nachrichtenagentur CTK. (APA)