Die Börsen in Europa haben eine verhältnismäßig ruhige Woche hinter sich, wobei der STOXX keine Veränderung zeigte (-0,03%). Die Rotation in zyklische Sektoren ging jedoch weiter. Autos (+5%) und Chemie (+5%) standen neben Immobilien (+7%) und Banken (+5%) weit oben auf der Liste der Gewinner. Defensive Sektoren wie Telekom (-3%) und Pharma (-4%) verlieren dagegen weiter an Boden.

Das positivste Zeichen einer anhaltend guten Stimmung an den Börsen ist die implizite Volatilität an den Märkten. Der VStoxx und der Vdax gaben diese Woche über 6% nach und notieren nun so tief wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Der Baltic Dry Index setzte dagegen seinen einmonatigen Abwärtstrend fort (-4%) und schürt damit die Angst am Markt, dass die Metalllager in Asien bald voll sein könnten. Der Kupferpreis stieg indes weiter auf USD 4.559 (+10%), wobei die Lagerbestände um 2% fielen.

Die Bank BoE hat ihre Geldpolitik angesichts des bereits extrem niedrigen Leitzinsniveaus (0,5%) unverändert gelassen. Seit der Ankündigung Anfang März Staatsanleihen und Unternehmenspapieren in Höhe von GBP 75 Mrd. zu erwerben, sind bereits Käufe für GBP 26 Mrd. getätigt worden. Der Abschluss des Programms wird in zwei Monaten erwartet.

Als erstes Land in Europa gab Irland bekannt eine Bad Bank einzurichten. Diese soll den schwer angeschlagenen heimischen Instituten risikobehaftete Kredite von bis zu EUR 90 Mrd. abkaufen. Auch in Deutschland laufen die Arbeiten an einer Bad Bank. Geplant sind angeblich die Errichtung einzelner Anstalten in Zusammenarbeit mit der Soffin, in die Banken toxische Papiere auslagern können. Am 21. April sollen konkrete Vorschläge diskutiert werden.
Der Sentix Konjunkturindex kann sich im April deutlich verbessern und steigt um 7,4 Punkte auf -35,3 Indexzähler. Die Erholung wird vor allem von einer Verbesserung der Erwartungskomponente getragen. Mit -12,5 (Vormonat: -23,5) Punkten erreicht der Teilindex den besten Wert seit Dezember 2007. Auch die Lagewerte hat ihre Talfahrt gestoppt. Die positiven Impulse kommen laut Auswertung der Ergebnisse überwiegend aus Asien und den USA.

In der Eurozone sind die Einzelhandelsumsätze im Februar zum Vormonat deutlich stärker als erwartet gefallen. Auf Monatssicht sind die Umsätze um 0,6% gesunken (Konsens: -0,3%). Im Jänner waren die Umsätze noch um 0,1% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Einnahmen 4,0% zurück. Auch die Industrieaufträge in Deutschland sind im Februar stärker eingebrochen als erwartet. Immerhin hat sich der Abwärtstrend aber ein wenig abgeschwächt.

Insgesamt brachen die Aufträge in der deutschen Industrie um 3,5% ein (Konsens: -3%). Im Jänner waren es noch revidiert 6,7%. Das ist auch der Abwrackprämie zu verdanken. Hersteller von Autos und Autoteilen konnten im Februar sogar ein leichtes Auftragsplus einfahren. Die Verlierer des derzeitigen "Abwrackbooms" in Deutschland sind jedoch die lokalen Automarken. So verzeichnete Suzuki seit Einführung der Prämie bei den Neuanmeldungen
gegenüber 2008 ein Plus von 280%, Fiat Zuwächse von 219% und Hyundais Absätze stiegen um 144%. Der Erfolg der deutschen Produzenten fällt dagegen mager aus: VW erreichte nur +36% und Opel +27%. BMW und Mercedes verkauften seit Einführung der Abwrackprämie sogar weniger Autos. Daimler bereitet sich derweil auf den "äußersten Fall" vor: Dieter Zetsche kündigte bei der Hauptversammlung harte Einschnitte an, auch beim Personal.

Q-Cells gab bekannt mit dem chinesischen Waferproduzenten LDK Solar ein Joint Venture zu gründen. Dieses soll große Solarparks in Europa und China errichten. Die ersten gemeinsamen Projekte sind bereits in der Planung. Das Joint Venture wird dabei zu 100% auf Solarzellen von Q-Cells und Wafer von LDK-Solar zurückgreifen. Konkurrent Solon erschreckte die Märkte derweil mit einer möglichen Abschreibung von EUR 40 Mio. auf seine Beteiligung bei Silicium de Provence. Der französische Polysiliziumhersteller musste vergangene Woche Insolvenz

anmelden, da die weitere Finanzierung der Firma nicht mehr sichergestellt werden konnte. Der Produktionsstart der noch im Bau befindlichen Anlagen war für 2011 geplant. Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor kämpft offenbar ums Überleben. Arcandor prüft derzeit staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch für Henkel läuft es nicht gut. Im ersten Quartal musste ein starker Gewinneinbruch (-33%) hingenommen werden. Die Ergebnisse in
der stark konjunkturabhängigen Klebstoff- und Industriesparte sind noch stärker zurückgegangen als erwartet. Im Geschäft mit Waschmitteln und Kosmetika konnte dagegen der operative Gewinn leicht gesteigert werden.

Der Rückgang im Passagier- und Frachtgeschäft bei der Lufthansa hat sich im März leicht verlangsamt. Die Zahl der Passagiere sank um 2,7% auf 5,6 Mio. Im Februar war die Zahl der Passagiere noch um mehr als 9%, im Jänner um knapp 7% zurückgegangen. Im Frachtgeschäft war der Einbruch im März mit -19,6% auch etwas geringer als zuvor. Vor allem in Amerika läuft das Geschäft aber weiterhin schlecht.

Air France-KLM verzeichnete einen noch stärkeren Rückgang der Passagierzahlen um knapp 10% auf 5,7 Millionen im März. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich laut der Airline im März noch einmal stark verschlechtert. Für das im letzten Monat abgeschlossene Geschäftsjahr wird ein Verlust in Höhe von rund EUR 200 Mio. erwartet. In den kommenden 12 Monaten rechnet die Fluglinie mit einem Umsatzrückgang von 6% und erneut roten Zahlen.

France Telecom hat den Rechtsstreit um die Kontrolle über den ägyptischen Mobilfunkbetreiber Mobinil für sich entscheiden können. Die Franzosen zahlen nun für die Beteiligung rund EUR 530 Mio. und halten Mobinil dann vollständig. Weiters wird France Telecom die Anteile an seinem afrikanischen Partner Sonatel von 42,3% auf 52,2%
aufstocken. Dem senegalesischen Staat sollen dafür Aktien im Wert von EUR 209 Mio. abgenommen werden. Sonatel ist unter anderem im Senegal, Mali und Guinea-Bissau aktiv. Ende 2008 hatte die Gruppe 3,8 Mio. Kunden im Senegal und 3,4 Mio. in den umliegenden Ländern.

In der kommenden Woche berichtet Nokia aus dem Euro Stoxx 50. Auf der Makroseite werden die Industrieproduktion, die Inflation und die Neuwagenregistrierungen in der EU veröffentlicht.