Wien - Mit Richard Wagners "Parsifal", dessen zentrale Szenen zwar am Karfreitag spielen, ist das Kirchenjahr im Wiener Kulturleben schon am Gründonnerstag fest verankert. Seit April 2004 wird er in der szenischen Version von Christine Mielitz gezeigt.
Die in den beiden Gralsszenen an den Tag gelegte optische Tristesse der zum Teil wie Sandler kostümierten Gralsritter wird durch die disziplinierte Erotik der in Klingsors Zaubergarten tätigen Blumenmädchen ganz und gar nicht ausgeglichen. Und schon gar nicht durch die Knappen, die im ersten Bild ihre gezückten Degen wie Kochlöffel schwingen.
Doch eine Operninszenierung kann nicht so trostlos sein, als dass sie durch die Musik, ist diese nur eindringlich genug, nicht in eine Sphäre verzaubernder Unwirklichkeit entrückt würde, in der die Optik kaum noch wehtut. Und diesbezüglich hat es an derlei Eindringlichkeiten nicht gefehlt.
Peter Seiffert, der in der Titelpartie debütierte, war ein Parsifal, dem man darstellerisch zu glauben neigte, was er mit überwiegend strahlendem Tenor gesungen hat. Im Schlussbild klang seine Stimme wohl schon überanstrengt.
Was man von Angela Denokes Kundry nicht behaupten kann. In allen Stimmlagen vermochte sie ein Höchstmaß an Emotion mit bravouröser technischer Bravour in aufwühlend suggestiven Gesang zu verwandeln.
Ihr ebenbürtig erwiesen sich Falk Struckmann, der als Amfortas seiner Todessehnsucht beinah pathologische Züge verlieh, und Stephen Milling als souverän singender Gurnemanz. Wolfgang Bankl hat einen optisch feisten und musikalisch festen Klingsor beigesteuert.
Am Pult stand diesmal der vielfach Wagner-bewährte Peter Schneider. Vor allem seine dynamische Anpassungsfähigkeit in der Begleitung der Sänger kam dieser Aufführung zugute. Er wurde mit Recht in den Schlussjubel einbezogen, der sich auf Denoke und Struckmann konzentrierte. (Peter Vujica, DER STANDARD/Printausgabe, 11./12.04.2009)