Das kann es ja wohl nicht gewesen sein: Die Notenbanken schütten Unsummen in die Märkte, senken die Leitzinsen auf Rekordniveau. Die Staaten nehmen Abermilliarden Euro in die Hand, um für die Banken zu garantieren, um Sicherheit und Vertrauen zu geben. Aber die Kredite werden nicht billiger, sondern teurer. Unternehmer, die investieren wollen, müssen dazu viel mehr an Sicherheiten und Gebühren leisten als bisher, um Geld zu bekommen. Häuslbauern geht es nicht viel anders.

Selbst wenn man Banken zugesteht, dass die Weitergabe von Zinssenkungen stets mit Verspätung erfolgt; auch wenn es prinzipiell stimmt, dass Sicherheiten das notwendige Korrektiv zum verblichenen Wahnsinn völlig deregulierter Märkte sind - hier stimmt die Gesamtrechnung nicht. Vielmehr besteht der Verdacht, dass die Banken die Gunst der Stunde nutzen, sich eine goldene Nase auf Kosten der Allgemeinheit, letztlich des Steuerzahlers, zu verdienen.

Wenn Firmen Aufschläge von vier, fünf und mehr Prozent akzeptieren müssen, wenn Hypothekardarlehen 5,5 und mehr Prozent kosten, während die Zentralbank Richtung Nullzinsen marschiert, dann muss derselbe Staat, der die Banken rettet, zugunsten seiner Bürger eingreifen - notfalls per Zinsauflagen, wie es sie vor gar nicht so langer Zeit noch gegeben hat. Es würde schon reichen, wenn die Bankenaufsicht das täte, wofür sie da ist: Kontrolle und Aktion. Zum Beispiel: Zu jedem Quartal wird veröffentlicht, wie hoch die Zinsspannen aller Bankkredite sind, mit Namen und Zahlen. Soziale Marktwirtschaft braucht Transparenz. (Thomas Mayer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12./13.4.2009)