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Bankaktien, in den vergangenen Monaten von den Investoren geprügelt, sprangen nach einigen positiven Nachrichten deutlich nach oben. Im Bild eine Anzeigentafel am Times Square in New York.
In den USA sehen Wirtschaftsexperten nun erste Zeichen des Wiederaufschwungs.
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Die schlechten Nachrichten zuerst: Die US-Rezession wird demnächst offiziell zur längsten seit der Weltwirtschaftskrise in den 30er-Jahren. Bei ihrer erwarteten Fortsetzung im April würde sie sich auf 17 Monate erweitern und damit die 16-Monate-Rezessionen von 1981/1982 und 1973 bis 1975 übertreffen. Überdies könnten sich die schlechten Arbeitsmarktdaten laut Experten bis tief ins nächste Jahr fortsetzen.
Und jetzt die gute Nachricht: Immer mehr Experten sehen Anzeichen dafür, dass die größte Volkswirtschaft der Welt sich langsam zu stabilisieren beginnt und ab Herbst zu leichtem Wachstum zurückkehren könnte.
Wendepunkt sichtbar
"In den letzten Wochen haben genügend Indikatoren gezeigt, dass sich der Abschwung verlangsamt", sagte Bernard Baumohl, Chefökonom der Economic Outlook Group, kürzlich in einem Bericht. "Die Chancen haben sich deutlich verbessert, dass wir einen Wendepunkt erreichen und dass das Schlimmste dieser Rezession hinter uns ist."
Zu den positiven Daten aus der Osterwoche zählte das US-Exportvolumen für Februar, das mit 1,6 Prozent den ersten Anstieg seit Juli aufwies. Außerdem ermittelte eine regelmäßige Umfrage des Conference Board unter etwa 100 CEOs im ersten Quartal etwas weniger Pessimismus als im Quartal davor.
Manche lobten diese Woche auch deutliche Reduktionen im US-Außenhandelsdefizit und von Inventaren. Letztere ziehen zwar das BIP nach unten, sollten aber früher oder später zu einer Wiederbelebung der Produktion führen.
Sogar Marktguru Jim Cramer sprach kürzlich von einer langsamen Trendwende. Er hatte in den vergangenen Monaten mit Hinweis auf den freien Fall bei Autoverkäufen und ähnliche Trends von einer Depression gesprochen. Im März sanken die US-Autoverkäufe zwar weiterhin stark, waren aber so hoch wie seit September nicht mehr. "Wir sind zurück in der Rezession. Die Depression ist vorbei", sagte Cramer auf dem Nachrichtensender CNBC. "Wir erreichen in mehreren Bereichen eine Talsohle."
Restskepsis bleibt
Kritiker warnen aber, dass nach dem Finanz- und Wirtschaftschaos noch mehr Daten nötig sind, um das Ende der Rezession vorherzusagen. "Ja, die Rezession verlangsamt sich, aber sie ist noch lange nicht vorbei", bittet Hal Vogel, Präsident von Vogel Capital Management, um Vorsicht. "Ich sehe noch keine schlüssigen Beweise", sagt auch der Ökonom Lawrence Krohn, Gastprofessor an der Tufts University. "Die letzten Arbeitsmarktdaten waren furchtbar."
Tatsächlich weisen die Bären darauf hin, dass sich die Arbeitsmarktzahlen heuer deutlich verschlechtert haben. Sie hinken zwar hinter der Wirtschaftsentwicklung nach, sind aber deshalb entscheidend, weil Konsumausgaben zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmachen.
Dennoch deuteten einige Notenbankmitglieder laut Protokoll der März-Sitzung der Fed auf "vorläufige Zeichen einer Stabilisierung" der Konsumausgaben hin. Auch die dieser Tage bekannt gegebenen US-Einzelhandelsverkaufszahlen für den Monat März fielen immerhin in mehr als der Hälfte der Fälle besser als erwartet aus.
Erst 2010 spürbar für alle
Immer mehr Experten erwarten einen deutlichen BIP-Einbruch für das erste Quartal, einen geringeren Abfall für das zweite und das Erreichen der US-Konjunktur-Talsohle im dritten Quartal. Spätestens das vierte Quartal sollte einen leichten Aufschwung bringen. Laut einer in der Osterwoche veröffentlichten Umfrage des Wall Street Journals erwarten Ökonomen das Ende der Rezession nun im September, während die Arbeitslosigkeit erst im zweiten Halbjahr 2010 wieder sinken wird. Die Durchschnittsamerikaner dürften also jegliches Wirtschaftswachstum erst nächstes Jahr wirklich zu spüren bekommen. "Das Wachstum wird zunächst so gering sein, dass die meisten keinen Unterschied merken werden", warnt Baumohl. (Georg Szalai aus New York, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12./13.4.2009)