Verrenken für das beste Foto vor dem Schloss Schönbrunn in Wien.

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Rosenduft liegt in der Luft. Günter Bartl rückt da und dort eine rosa Seife ins rechte Licht. Seine Rosensalben seien krisensicher, sagt er. Anders als Kaffee und Kuchen, die er beim Ostermarkt an der Wiener Freyung verkauft. Hier sparten viele Österreicher, und die Touristen seien weniger geworden.

Bartl arbeitete einst in der Autoindustrie als Geschäftsführer. Vor sieben Jahren hängte er den Job an den Nagel und widmete sich der Naturkosmetik. Gut 130 Rosensorten züchten er und seine Frau. Es ließe sich gut davon leben. In Zeiten der Krise brauche er aber mehrere Standbeine. Darum verkaufe er zu Ostern nicht nur die aus Blüten gewonnenen Salben und Seifen, sondern auch ganze Stöcke.

Ein paar Stände weiter versucht Peter Priess seine 40.000 bemalten Ostereier vor Windböen zu retten. Die Leute überlegen vor dem Kauf länger, greifen mitunter zur billigeren Ware, sagt er. Aber was Gutes leiste man sich nach wie vor. Seine Stammkunden versuche er mit Innovationen zu überraschen. Der jüngste Schrei: mit Zahnarztwerkzeug ausgefräster Eierschmuck.

Glaubt man Umfragen der Wirtschaftskammer, lassen sich die Österreicher von der Krise nicht verunsichern. Der Handel erwartet Osterumsätze in Höhe von 291 Millionen Euro, um 60 Millionen mehr als vor zwei Jahren. 84 Prozent legen Geschenke in die Oster-Nester. Diesen Aufwind kann der Handel gut brauchen: Seit Jänner lassen die Kunden aus. Nach Umsatzrückgängen von 5,4 Prozent im Februar rechnet die Branche auch für März mit einem Minus. Den guten Wind will auch die Elektronikkette Mediamarkt/Saturn nützen: Sie sperrt am Dienstag nach Ostern um sechs Uhr Früh auf, um Geschenkgutscheine einzulösen.

"Grandios"

Die Touristiker sind mit der Buchungslage vorerst zufrieden: "Es sieht grandios aus. Fast alle Skigebiete und dort fast alle Pisten sind bei traumhaften Verhältnissen geöffnet", sagt Josef Margreiter, Chef von Tirol Touristik. "Zahlen gibt es noch keine, aber aus den Tourismusgebieten werden viele kurzfristige Buchungen gemeldet."
Ostern ist zwar für den Wien-Tourismus der erste Höhepunkt im Jahr. Die Erwartungen der Hoteliers halten sich heuer allerdings in Grenzen. "Die schwierigen Zeiten machen auch vor dem Osterhasen nicht halt", sagt Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner. Wie stark sich die Finanzkrise auf den Wien-Tourismus auswirke, sei noch nicht vorhersehbar: "Sie hat alle Prognosen durcheinandergewirbelt."

Das wundersame Osterwochenende wird jedoch eine eher grimmige Saison kaum beschönigen können. Einbußen gibt es im Städtetourismus ebenso wie im Geschäfts- und Seminartourismus. Wenn Firmen sparen, sparen auch die Menschen - zwar nicht beim Urlaub insgesamt, aber bei den Ausgaben auf ihren Reisen.

Stimmen aus anderen Ländern tönen höchst unterschiedlich: "Wir sind mit dem Ostertourismus zufrieden. Im Zentrum von Barcelona ist keine Krise", sagt der Österreicher Michael Bauer, der das Irish Pub "Mollys Fair City" nahe dem Picasso-Museum in der katalanischen Hauptstadt betreibt. "In den übrigen Teilen Spaniens sieht die Situation viel schlechter aus."

Jammer in Italien

Keine rechte Urlaubslaune will in Italien aufkommen. Nach kräftigen Einbußen im Februar und im März muss die italienische Fremdenverkehrswirtschaft auch zu Ostern mit empfindlichen Rückgängen rechnen. Die Hälfte aller Hoteliers erwartet Einbußen. Angesichts der Rezession befürchtet die Städtereisen- und Pilgerdestination Rom einen Rückgang von bis zu 30 Prozent. Die Zahl jener, die zu Papst-Audienzen nach Rom kommen, ist seit dem Amtsantritt Joseph Ratzingers stark gesunken. Und auch das Erdbeben vor wenigen Tagen wird manche von einer Italienreise abhalten.

Pilgerreisen nach Palästina erfreuen sich hingegen relativ konstanter Nachfrage, sagt Franziskaner-Pater Stanislaus Bertangnolli vom Generalkommissariat des Heiligen Landes in Wien (www.pilgerreise.at). "Aber wir machen das ja auch zum Selbstkostenpreis." Bei 1500 Euro für elf Tage Vollpension "haben wir beim letzten Mal sogar ein Minus gemacht. Das muss ja nicht sein." (mu, stem, szem, tkb, ver, vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12./13.4.2009)