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Die Metallergewerkschaft hat heiße Eisen im Feuer. Die Führungscrew hat sich in Intrigen verstrickt, wer den prestigeträchtigen, mächtigen Job des Vorsitzenden antreten darf, ist offen.

Foto: APA/dpa/Peter Steffen

In der Gewerkschaft der Metaller hat sich eine veritable Führungskrise um den Vorsitz entzündet. Diese Woche entscheidet sich, wer die Nachfolge von Erich Foglar antritt. Sogar von Putsch ist schon die Rede.

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Wien - Die Arbeitgeber-Chefverhandler reiben sich schon die Hände: Als wären die mitten in der Krise anstehenden und laufenden Lohnverhandlungen in der Chemie-, Papier-, Elektro- und Elektronikindustrie nicht genug, machen sich die Metallgewerkschafter dieser Tage eine zweite Front auf. Die verläuft originellerweise nicht an der Bruchlinie zu den auf Nulllohnrunde und Gehaltskürzungen drängenden Arbeitgebern, sondern innerhalb der in Fusion befindlichen Großgewerkschaft Metall-Textil-Nahrung und Chemie.

Deren Führungscrew rund um ihren geschäftsführenden Bundesvorsitzenden, Salinen-Betriebsratschef Rainer Wimmer, hat sich um den - seit dem Aufstieg von Metallgewerkschaftschef Erich Foglar an die ÖGB-Spitze - interimistisch besetzten Chefsessel in Intrigen verstrickt. Es geht um wichtige Vorentscheidungen für den Gewerkschaftstag von 24. bis 27. November, bei dem die Fusion der Chemie-Gewerkschaft mit den Metallern zur noch größeren Produktionsgewerkschaft "Pro-G" ansteht.

Insider beschreiben die seit Mitte März tobende Führungssdiskussion mittlerweile als veritable Führungskrise. Bei der ziehen nicht nur Alt-Metallerchef Rudolf Nürnberger und dessen Nachfolger Foglar (er ist noch immer Bundesvorsitzender) kräftig an den Strippen, es werde sogar ein Putsch gegen Wimmer wenn nicht einkalkuliert, so doch in Kauf genommen.
Der erste Lösungsversuch des GMTN-Bundesvorstands am 30. März scheiterte.

Nun wurde von der an Ehrenvorsitzenden (vier) reichen, Vize-Bundesvorsitzenden (fünf) noch reicheren und mit Bundes- und Leitenden Sekretären (viele davon mit Nebenjobs in Sozialversicherung, Nationalrat oder Arbeiterkammern) ausgestatteten GMTN als Wimmers Gegenkandidat Manfred Anderle in Position gebracht. Anderle ist Leitender Sekretär für Bildung und internationale Angelegenheiten der GMTN und hat sich im wie geschmiert laufenden (weil überschaubarem Wettbewerb ausgesetzten) Kosmos Erdölwirtschaft und Energieversorger einen Namen gemacht. In der Öffentlichkeit ist er eher unbekannt, kann aber auf Nürnbergers Hausmacht zählen.

Harte Bandagen

Dass die von Voest- und Böhler-Betriebsräten dominierte Metaller-Fraktion mit harten Bandagen arbeitet, lässt sich daran ablesen, dass es der von Agrar-Nahrung kommende Wimmer nur mit Mühe an die Spitze des Verhandlungsteams für die 27.000 Arbeiter im Elektro-KV geschafft hat. Der Ausgang des Machtkampfs, den die Arbeitgeber halb belustigt, halb sorgenvoll beobachten ("Wir brauchen Verhandlungspartner, deren Wort Gewicht hat" , sagt einer der Verhandler) wird gespannt erwartet. Die finale Vorentscheidung soll in der GMTN-Präsidiumssitzung morgen, Mittwoch, spätestens im Vorstand am Donnerstag fallen. Da soll das Zukunftsteam für die künftige "Pro-G" fixiert werden, also auch die Kandidatenreihung für die Bundessekretäre.

Einen Abgang vom Senioritätsprinzip könnte übrigens das aus Manfred Felix (Agrar-Nahrung, Finanzen, Personal), Karl Haas (er ist bis Mitte 2010 auch Obmann der Pensionsversicherung) und Franz Riepl (sitzt für die SPÖ im Nationalrat) bestehende Triumvirat der Bundessekretäre vertragen: Haas ist 62 Jahre alt, Riepl soeben 60 geworden. Gesucht wird Platz für einen Chemiegewerkschafter.

Fix ist immerhin, wer am 22. April für die 33.000 Angestellten der Elektro- und Elektronikindustrie für Stabilität in turbulenten Zeiten sorgt: Die Privatangestelltengewerkschaft GPA schickt Karl Proyer in die Arena. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.4.2009)