Im Vorjahr war der Protest noch gelb, nun dominiert die Farbe Rot. Auch die Gesichter in den Regierungen ändern sich ständig. Dazwischen führen in den Straßen Bangkoks Regierungsgegner und -befürworter Auseinandersetzungen, je nachdem, wer gerade an die Macht kam. Der Schaden, den das Land nimmt, wird dabei ignoriert. Als im vergangenen Jahr von den damals oppositionellen Gelbhemden zwei Flughäfen besetzt wurden, nahm man keine Rücksicht auf Verluste für den Tourismus, die Arbeitslosen im Hotel- und Gastgewerbe und das Image.

Ähnlich verhalten sich nun die Rothemden, die zwar nicht so perfekt organisiert, dafür umso gewaltbereiter sind. Wegen deren Straßenschlachten musste ein Dutzend Regierungschefs, die zum Asean-Gipfeltreffen angereist waren, per Helikopter ausgeflogen werden. Thailand konnte als derzeitiger Vorsitzender der Vereinigung der asiatischen Staaten nicht einmal die Sicherheit von Staatsgästen garantieren, weil es seine Innenpolitik nicht im Griff hat.

In dem Land, das sich in den vergangenen Jahren zum Vorzeigestaat in Südostasien hocharbeitete, hat die Regierung kaum noch Zeit, um die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise abzufedern. Die Exporte sind eingebrochen, Kurzarbeit und Jobverluste machen sich bemerkbar. Denn Thailand ist in der Geiselhaft von roten und gelben Demonstranten, von zwei Parteien, die einander um jeden Preis ausschalten wollen. Zurzeit ist keine Seite gewillt, einzulenken und dem Land Ruhe zu gönnen. Gut möglich, dass da noch andere Farben von Demonstranten hinzukommen. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.04.2009)