Köln - Die einzige leitende Staatsanwältin Afghanistans, Maria Bashir, hat das umstrittene neue Ehegesetz für die schiitische Minderheit in Afghanistan als vollkommen "indiskutabel und unmoralisch" kritisiert. Das Vorhaben bedeute einen Rückschritt für die Frauen, den konservative Kräfte unter den Schiiten durchdrücken wollten, sagte Bashir dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag). Einige der Inhalte des Gesetzes seien ihr nicht einmal aus Taliban-Zeiten in Erinnerung, so die afghanische Juristin weiter.

Das Gesetz, dessen Unterzeichnung Präsident Hamid Karzai zunächst gestoppt hat, sieht vor, dass Frauen - wie zur Zeit der Taliban- Herrschaft - das Haus nicht mehr frei verlassen dürfen und ihrem Mann alle vier Tage sexuell zu Diensten sein müssen. Bashir bezeichnete Millionen von Hilfsgeldern, die in Programme zur Gleichheit von Mann und Frau gesteckt worden seien, als zum größten Teil "hinausgeschmissenes Geld". Oftmals fehle der Bezug zur afghanischen Wirklichkeit. (APA/dpa)