New York/Wien - Die New Yorker Großbank Goldman Sachs hat für das erste Quartal 2009 einen Gewinn von 1,66 Milliarden Dollar (1,25 Mrd. Euro) vorgelegt. Der Gewinn fiel damit doppelt so hoch aus, wie von Analysten erwartet worden war. Aufgrund der guten Zahlen hat Goldman Sachs die Präsentation der Zahlen um einen Tag vorverlegt.
Auch die US-Bank Wells Fargo hatte die Präsentation der Quartalsbilanz ob des Milliardengewinns (drei Mrd. Dollar) auf Anfang April vorverlegt - um rund eine Woche. "Damit zeigen die Banken, dass sie noch leben, ‚We're still here‘ ist das Motto" , erklärte ein Marktexperte.
Goldman Sachs kündigte zudem eine Kapitalerhöhung von rund fünf Milliarden Dollar an, um die Regierungshilfen rasch zurückzuzahlen. Mit dem Rückführen der Staatsgelder wird eine neue Zwei-Klassen-Gesellschaft unter Banken befürchtet: Jene, die das Geld zurückzahlen, treten in Konkurrenz zu den Instituten, die das noch nicht können bzw. weitere Hilfen brauchen. Ein Belastungstest von 19 US-Banken sollte Klarheit schaffen. Die Ergebnisse stehen aber noch aus. Kritik kommt etwa von Ökonom Nouriel Roubini. Die Annahmen hinter dem "Stress-Szenario" seien positiver als die tatsächlichen Zahlen des ersten Quartals für Arbeitslosigkeit, Rezession und Immobilienpreise.
In Summe nähren die Gewinne der Banken aber die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Bankenkrise.

Geschäft läuft wieder an

Mit den gelockerten Bilanzierungsregeln (siehe Wissen) hätten die Gewinne laut Analysten "nicht viel" zu tun. Es war das Geschäft mit Währungen, Rohstoffen und Fixed Income, das wieder angelaufen ist. Außerdem profitiere Goldman Sachs vom Wegfall einiger Konkurrenten, prominentestes Beispiel ist Lehman Brothers.
An den Börsen werden Finanztitel jetzt wieder gesucht. Analysten warnen aber zur Vorsicht. "Wenn der Markt wieder Angst bekommt, sind Finanztitel wahrscheinlich wieder die Ersten, die leiden" , hält etwa Monika Rosen, Bereichsleiterin vom Asset Management der Bank Austria fest. Zudem verweisen Experten darauf, dass Goldman - wie auch Rivale Morgan Stanley - die Bilanzierung auf Kalenderquartale umgestellt hat. Das letzte Berichtsquartal endete daher bereits im November. Für Dezember wies Goldman einen Verlust von gut einer Milliarde Dollar aus. Grund waren Einbußen im Handels- und Anlageergebnis.

Belastungen hineingepackt

Analysten spekulieren, dass das Institut hier einige Belastungen hineingepackt hat, um im neuen Jahr wieder durchstarten zu können. "Ein einzelner Monat, ohne jede Möglichkeit zum Vergleich mit irgendeinem anderen Monat - das ist eine Sache, von der jeder Finanzchef träumt" , betonte Brad Hintz, früherer Finanzvorstand der zusammengebrochenen Investmentbank Lehman Brothers. (bpf, sulu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.4.2009)